Utzschneider mit Fraunhofer und Reichenbach. 173
jedoch Reichenbach aus und übernahm die mechanische Werk—
stätte für sich; die optische Anstalt führte Utzschneider in
Verbindung mit Fraunhofer allein fort. Die beständige
geistige Anstrengung rieb Fraunhofers schwächlichen Kör—
per vor der Zeit auf; er starb 1826 im noch nicht erreichten
40. Lebensjahre.
Die Anstalt blühte auch nach Fraunhofers Tode noch
fort; die rastlose Thätigkeit Utzschneiders beschränkte sich
jedoch nicht bloß auf dieses Institut; er wurde vielmehr vom
Könige Max schon im Jahre 1807 zum geheimen Finanz-
Referendär und General-Administrator der Salinen ernannt;
er erhöhte die Einkünfte aus den Salinen, bewirkte, daß eine
neue Saline in Rosenheim errichtet wurde, und bewies bei der
Ausführung dieses Werkes eine fast beispiellose Thätigkeit.
Bald darauf wurde er Vorstand der königlichen Münze; später
bewirkte er, daß eine Schuldentilgungs-Commission angeordnet
wurde, zu deren Vorstande ihn König Max ernannte. Der
Erfolg war außerordentlich; Alles ging vortrefflich bis zu dem
unglücklichen Feldzuge nach Rußland, der eine Aussetzung der
Schuldentilgung veranlaßte. Da neidische Menschen seine Plane
zu verdächtigen suchten, so legte er seine sämmtlichen Stellen
1814 nieder und verzichtete selbst auf seinen wohlverdienten
Ruhegehalt von 6000 fl.
Von nun an lebte Utzschneider beinahe ausschlicßlich
den industriellen Bestrebungen. 1815 errichtete er ein großes
Brauhaus und eine Tuchmanufaktur mit englischen Spinnma-
schinen, bewirthschaftete in Giesing bei München einen ihm ge-
hörigen großen Bauernhof und schenkte dem Bau der Runkel-
rübe und der Zuckerfabrikation aus derselben eine vorzügliche
Aufmerksamkeit. Mit Freuden sah er sein Unternehmen all-
mählich gedeihen, und gerne zeigte er jedem Besucher seinen
Syrup, Rohzucker, seine raffinirten Melis= und schön kri-
stallisirten Candiszucker vor.
Im Jahre 1818 wurde er zum ersten Bürgermeister von
Nünchen erwählt; er führte die Geschäfte nach seiner bekannten