174 Jean Paul, Friedrich Richter.
Einsicht und Redlichkeit, vertheilte seinen Gehalt an niedere
magistratische Bedienstete, legte jedoch schon nach drei Jahren
dieses Amt wieder nieder. 1827 wurde er zum Vorstande der
polytechnischen und Gewerbschule gewählt, für deren Aufnahme
er redlich wirkte.
Als Abgeordneter zur Ständeversammlung, zu welcher er
stets gewählt wurde, zeigte er sich mäßig, ohne Wortprunk,
aber als Gegner jeder Ungerechtigkeit. Mitten in seinem thä-
tigen und noch rüstigen Greisenalter, während der Landtags-
periode des Jahres 1840, traf ihn bei einer unglücklichen Fahrt
nach München der Tod in seinem 80. Lebensjahre. Bei seinem
Tode zeigte sich, was er den Armen gewesen, und wie viel
Gutes er im Stillen gewirkt; viele dankbare Thränen flossen
an seinem Grabe.
7) Jean Paul Friedrich Richter.
Während der Regierung Maximilian Josephs I.
lebte in Bayern und zwar in der Stadt Bayreuth, ein Mann,
dessen wir hier noch ehrend gedenken müssen.
Jean Paul Friedrich Richter, einer der berühm-
testen Schriftsteller Deutschlands, wurde im Jahre 1763 in
der Stadt Wunsiedel geboren. Sein Vater war dort Lehrer,
wurde aber einige Jahre später Pfarrer zu Jodiz. Der Knabe
wurde hier von ihm nicht mit zu vielem Lernen belästigt;
frei und selbstständig durfte er sich entwickeln, und diesem Um-
stande ist wohl die spätere Eigenthümlichkeit des Dichters zu-
zuschreiben. Noch in den Knabenjahren Jean Pauls wurde
sein Vater nach Schwarzenbach an der Saale befördert, und
hier bildete sich Paul in den alten Sprachen bei den ausge-
zeichnetsten Anlagen und dem rastlosesten Fleiße so weit aus,
daß er in seinem 16. Lebensjahre in die oberste Klasse des
Gymnasiums zu Hof und im 17. auf die Universität zu Leip-
zig abgehen konnte. Doch schon in Schwarzenbach und Hof
fand sein genialer Geist in dem Studium der alten Sprachen
nicht Nahrung genug, sondern er las viele andere wissenschaft-
liche Bücher und Zeitschriften und machte sich von dem Ge-