Full text: Geschichte Bayerns.

Jean Paul, Friedrich Richter. 175 
lesenen zahlreiche Auszüge. In Leipzig sollte er nach des 
Vaters Willen Theologie studiren; doch bald entsagte er dem 
ernsten Studium der Gottesgelehrtheit und hörte, seinem Hange 
folgend, Vorlesungen über verschiedene Wissenschaften. 
Schhon als 19jähriger Jüngling trat er seine schriftstel- 
lerische Laufbahn an, kehrte nach zurückgelegter Universitätszeit 
nach Hof zurück, sandte von da einige seiner herrlichen Werke 
ins Publikum, hielt sich später in Halberstadt, Leipzig, Weimar, 
Gotha, Hildburghausen und Berlin längere Zeit auf, schloß 
innige Freundschaften mit Gleim und Herder, erhielt vom 
Herzoge in Hildburghausen den Titel eines Legationsrathes und 
vom Fürsten Primas Freiherrn von Dalberg und später 
vom Könige Maximilian Joseph von Bayern einen Jahr- 
gehalt, und wählte im Jahre 1804 Bayreuth zu seinem Wohn- 
sitze, wo er den größten Theil seines übrigen Lebens mit kur- 
zen Unterbrechungen wohnen blieb, wo sich die köstlichsten 
Blüthen seines Geistes entfalteten, von wo die meisten und 
werthvollsten seiner Schöpfungen ausgingen, wo ihm an der 
Seite einer treuen, geistreichen Gattin und im Kreise dreier 
geliebter Kinder wahres häusliches Glück erblühte, wo er aber 
auch im Jahre 1821 den herben Schmerz erdulden mußte, 
seinen einzigen sehr hoffnungsvollen Sohn, der in Heidelberg 
studirte, nach wenigen Tagen seiner Ankunft im elterlichen 
Hause durch den Tod zu verlieren. Dieser Verlust wirkte auf 
Jean Pauls Gesundheit höchst nachtheilig ein. Die Wunde, 
die seinem Herzen dadurch geschlagen wurde, vernarbte nie 
wieder, sondern führte ein allmähliches Entschwinden seiner 
Kräfte herbei. Er verschied im Jahre 1825. 
Alle Schriften Jean Pauls zeugen von Fülle der 
Phantasie, Tiefe des Gefühls, Sprühkraft des Witzes, Gewalt 
über Sprache, Feinheit der Menschenkenntniß, von Menschen- 
freundlichkeit und Milde, echter, reiner Religiosität und spru- 
delndem, oft tollkühn springendem Humor. König Ludwig 
I. ließ dem genialen Manne im Jahre 1841 in Bayreuth ein 
seiner würdiges Monument setzen.
	        
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