Ignaz von Rudhart. 183
Frau, sich am andern Tage nach dem Wittelsbacher Palast zu
begeben, und versicherte, daß ihr König Ludwig aus der
Noth helfen werde. „Ach,“ erwiederte die Frau, „dieser Rath
kann mir auch nichts nützen; denn König Ludwig wird ohne-
dies von armen Leuten genug geplagt.“ Inzwischen war ihr
Mann ins Haus getreten und hatte Alles mit angehört. Als
er ins Zimmer trat und in dem sremden Herrn den König
Ludwig erkannte, stürzte er mit Thränen zu des edlen Fürsten
Füßen und wollte danken. König Ludwig wehrte dem aber
ab und sprach: „Nicht mir danket; Goit müßt ihr danken,
welcher den Regen schickte, der mich in euer Haus führte.
Kommet nur morgen; es soll euch geholfen werden.“
Wolle der Herr noch lange ihn erhalten und segnen!
12) Ignaz von Rudhart.
Ignaz von Rudhart, geboren 1790 zu Weißmain
im jetzigen Oberfranken, entwickelte schon frühzeitig große
Fähigkeiten, studirte zu Landshut die Rechte, wurde 1811 zu
Würzburg Professor der Geschichte und des Völkerrechts, kam
später in den praktischen Staatsdienst nach München, zuerst
als Rath des Generalfiscalats, dann als Ministerialrath ins
Departement der Finanzen, wurde im Jahre 1823 Direktor
der Finanzkammer in Bayreuth und 1826 in Regensburg;
erhielt 1832 den Adel und wurde Generalkommissär und Re-
gierungspräsident zu Passau. Von 1825 bis 1834 war er
Deputirter der Ständeversammlung und entwickelte neben sehr
gründlichen Finanzkenntnissen große Beredsamkeit; die meisten
seiner Vorträge zeichneten sich durch Klarheit, Bündigkeit und
logische Ordnung aus; seine Gründe und Beweise waren schla-
gend und überzeugend und lieferten den Beweis von seinem
tiefen Blick in das Staats= und insbesondere in das Finanz-
wesen. Im Jahre 1836 wurde er Staatsrath, begleitete den
König Otto nach Griechenland und wurde Premierminister.
Trotz des besten Willens wurde er aber in viele Unannehm-=
lichkeiten verwickelt, woran vielleicht Unkunde der Landessitte
Schuld gewesen ist; seine Stellung wurde durch diese Unan-