Marximilians II. Geburt, Jugendzeit und Thronbesteigung. 187
In einer tiefbewegten Zeit bestieg Maximilian II.
den Thron. Das schon seit den Befreiungskriegen von dem
Joche Napoleons wieder erwachte und von den edelsten
Geistern in bester Absicht genährte Streben nach größerer
Einigung der einzelnen Staaten Deutschlands und nach ent—
schiedenerer Geltung nach Außen sollte nun mit Einem Male
und zwar durch Gewalt Verwirklichung finden, und gab Ver-
anlassung oder wurde wenigstens als Vorwand benützt, blutige
Aufstände in Wien und Berlin hervorzurufen. Durch den
Freiheitsschwindel bethört, trat auch das Volk in München zu-
sammen, um sich zu erheben, konnte aber, bei seiner stets be-
wiesenen Anhänglichkeit an das angestammte Herrscherhaus
und den allbeliebten König Ludwig bald wieder von des
Königs Bruder Carl zu seiner gewohnten Besonnenheit zu-
rückgeführt werden.
König Ludwig wurde indessen doch bestimmt, das Scep-
ter in die Hand seines Sohnes, des allgemein geliebten Kron-
prinzen Max zu legen. Die königlichen Worte, welche König
Max den 20. März 1848 an sein Volk richtete, lauten:
„Bayern! Mein vielgeliebter Vater und König hat geruht,
mir die Krone zu übertragen. — Tief ergriffen fühle ich das
ganze Gewicht dieser Verpflichtungen, das er mir auferlegt.
In einer Zeit besteige ich den Thron, die mit ihren großen
Anforderungen das Inn= und Ausland mächtig bewegt. Auf
Gottes allmächtigen Schutz vertraue ich und auf meinen red-
lichen Willen, dieser Zeit Gebot zu verstehen und zu voll-
bringen. Wahrheit will ich in Allem, Recht und gesetzmäßige
Freiheit im Gebiete der Kirche, wie des Staates. Auf der
Bayern Treuc hoffe ich, auf die seit Jahrhunderten bewährte
Liebe zu ihren Fürsten. Bayern, steht mir bei in meinem
festen Vorhaben, Euch auf die Stufe zu erheben, zu der Ihr
als ein freies Volk berufen seid, ein Achtung gebietender Staat
im einigen deutschen Vaterlande!“