10 Bayern bis 788. Thassilo II.
Während der Regierung des Herzogs Odilo fiel der
Frankenkönig Pipin mit einem starken Heere in Bayern ein,
plünderte das Land aus, verheerte es und führte Odilo als
Kriegsgefangenen mit nach Frankreich ab. Odilo bekam zwar
das Herzogthum Bayern wieder zurück, mußte aber die Ober-
herrschaft der fränkischen Könige für immer anerkennen und durfte
ohne Einwilligung derselben nichts Wichtiges in Bayern vor-
nehmen. Vier Jahre später (748) starb er mit Hinterlassung
seines sechsjährigen Sohnes Thassilo II.
4) Thassilo I.
Dem Herzoge Thassilo II. ging es noch schlimmer, als
seinem Vater. Schon in seinem 15. Jahre mußte er einen
feierlichen Eid leisten, daß er sich nur als einen Unterthan der
fränkischen Könige ansehen, und daß er Bayern nur nach ihrem
Willen regieren wolle. Als er aber älter wurde, da regte sich
in seinem Gemüthe ein großer Unwille über diesen abgezwungenen
Eid, und er strebte daher nach völliger Unabhängigkeit vom
Frankenreiche als Herzog in Bayern. Pipin lief dies geschehen.
Als ihm aber sein Sohn, Carl der Große auf dem frän-
kischen Throne folgte, forderte dieser von Thassilo aufs
Neue den Eid der Treue. Thassilo schwur ihn auf einer
Reichsversammlung zu Worms zum zweiten, ja bald darauf
auch zum dritten Male, suchte sich aber dessen ungeachtet von
der fränkischen Oberherrschaft loszumachen, verband sich selbst
mit den Feinden des großen Frankenkönigs und rüstete sich
sogar zum Krieg gegen ihn.
Carl erfuhr dies und schrieb eine große Versammlung
aus, die in Ingelheim bei Mainz abgehalten werden sollte,
und wozu auch Thassilo, der Herzog in Bayern, eingeladen
wurde. Thassilo erschien, wurde da aber von seiner herzog-
lichen Würde entsetzt und in ein Kloster gesperrt. Gleiche
Gewaltthat übte Carl auch mit des Herzogs Familie. Weib
und Kinder Thassilo's wurden einzeln in Klöster gesperrt;
die vielen Güter der Familie wurden, wenigstens vor der Hand,
eingezogen; Bayern aber wurde, nachdem es 234 Jahre lang