Full text: Geschichte Bayerns.

18 Die Nachfolger Carls aus seinem Geschlechte. 
die seine Töchter gesponnen und gewebt hatten. Und wie er 
in seinem Anzuge sehr einfach war, so war er auch mäßig im 
Genusse der Speisen und Getränke, weßwegen er auch bis in 
sein Alter gesund blieb. 
Im Jahre 800 wurde Carl der Große von Papst 
Leo III. in der Peterskirche zu Rom zum vömischen Kaiser 
gekrönt. Am heil. Weihnachtsfeste des genannten Jahrs wurde 
die feierliche Krönung vorgenommen. Die Großen des Reiches 
waren gegenwärtig. Carl kniete vor dem Altare, um zu 
beten; da trat plötzlich der Papst vor und setzte dem Betenden 
die goldene Kaiserkrone auf, und Priester und Volk stimmten 
den Gesang an: „Dem Augustus Carl, dem von Gott ge- 
krönten, frommen, großen und friedebringenden Kaiser der 
Römer Leben und Sieg.“ Dreimal wiederholte sich dieser Ruf, 
und alles Volk stimmte ein. Dann salbte Leo Carlu zum 
Kaiser. Carl regierte nachher noch 14 Jahre, und, als er 
im Jahre 814 starb, wurde er in seiner gewöhnlichen Residenz- 
stadt Aachen im Kaiserschmucke, auf einem Stuhle sitzend, in 
die Gruft der Liebfrauenkirche, die er erbaut hatte, hinabgesenkt. 
Sein Ruhm blieb unvergessen, und mit Recht wird er „der 
Große“ genannt. 
2) Die Nachfolger Carls aus seinem Geschlechte. 
Nachdem Carl der Große gestorben war, bestieg sein Sohn 
Ludwig, der Fromme, den kaiserlichen Stuhl. Er war ein 
frommer und gelehrter Herr; aber der große Geist seines 
Vaters war nicht in ihm. Aus unzeitiger und allzugroßer Liebe 
gegen seine Söhne theilte er das Land unter sie. Dies war 
ihnen nicht genug; sie waren unzufrieden mit der Theilung, 
zogen selbst gegen ihren Vater zu Felde, nahmen ihn gefangen, 
schleppten ihn unter schmachvollen Mißhandlungen in den Kerker 
und beraubten ihn des Throns. Zweimal verlor er den Thron; 
zweimal ward er hinaufgehoben. Keine Blutsbande, keine Eide 
fesselten. Es dauerten die Empörungen der Söhne gegen ihren 
Vater, die Feindseligkeiten derselben unter einander fort, bis 
Kaiser Ludwig den Geist aufgab. Auch nach des Vaters
	        
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