Full text: Geschichte Bayerns.

20 Die Nachfolger Carls aus seinem Geschlechte. 
nung, hier eben so reiche Beute zu erobern, als sie ehemals in 
Mähren gemacht hatten. Nachdem sie einen Theil des Landes 
verwüstet hatten, wurden sie von dem tapfern Markgrafen 
Luitpold zurückgedrängt. Im zweiten Jahre kamen sie schon 
wieder, und seit dieser Zeit wiederholten sie ihre verwüstenden 
Einfälle öfters. Der Schyre Luitpold schlug allemal ihren 
Anprall tapfer zurück; als Bollwerk gegen sie hatte er auch 
eine starke Burg an der Enns erbaut. Im Jahre 907 kamen 
diese wilden Heiden neuerdings zur Ostmark herauf mit unge- 
heurer Macht. Wieder sammelte Luitpold den Heerbann, 
zog ihnen entgegen und schlug eine Riesenschlacht. Drei Tage 
tobte die Kampfwuth; Herzog Luitpold selbst sank rühmlichen 
Todes, mit ihm drei Bischöfe, viele tapfere Aebte und Grafen 
und viel Volk. (Siehe Nr. 10 der Fürstenbilder.) 
Nach dem Falle dieses Vorkämpfers erging viel Weh über 
Bayern und die deutschen Lande. Die Ungarn überschwemmten 
das Land. Städte und Dörfer loderten in Flammen auf. 
Kirchen, Klöster und Schulen wurden durch dieses wilde Räu- 
bervolk zerstört, Tausende Unglücklicher getödtet, Tausende in 
die Sclaverei geführt, und alle Ordnung aufgelöst. Stillstand 
der Zerstörungswuth konnte der junge König Ludwig nur da- 
durch erkaufen. daß er sich verbindlich machte, jährlich einen 
Tribut an sie zu leisten. Unter diesen Drangsalen starb er 
schon 911 in seinem 18. Lebensjahre vor Kummer. Mit ihm 
erlosch die Carolingische Linie in Deutschland, in 
so weit sie Thronrechte besaß. 
Es stand damals in Bayern und ganz Deutschland gar 
nicht gut. Obwohl Bayern von den deutschen Königen, die 
von Carl abstammten, mit besonderer Vorliebe gepflegt und 
mehr als jeder andere Theil Deutschlands begünstigt wurde, 
so waren doch diese Begünstigungen nur von geringem Erfolge. 
Die herrschenden Zwiste unter den Nachkommen Carls selbst 
und die verheerenden Einfälle auswärtiger Feinde verhinderten 
bald nicht nur den weitern Fortgang der Cultur, welche Carl 
der Große gepflegt hatte, sondern zerstörten auch manches 
Gute, das noch aufrecht stand. Die angebauten Felder wurden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.