Heinrich XII., genannt der Löwe. 33
Obgleich noch fünf solcher Kreuzzüge unternommen wurden,
an welchen die ausgezeichnetsten Fürsten Antheil genommen
hatten, so kam Jerusalem und ganz Palästina im Jahre 1291
doch wieder in die Gewalt der Türken, unter deren Botmäßig-
keit es noch heute schmachtet.
6) Heinrich XII., genannt der L#öwe.
Der letzte unter den fremden Herzogen, die über Bayern
regierten, war Heinrich XII., genannt der Löwe. Er war
auch aus dem Stamme der Welfen vom nördlichen Italien.
Ehe er das Herzogthum Bayern überkam, begleitete er den da-
maligen deutschen König oder Kaiser Friedrich I. auf einem
Kriegszuge nach Italien. In einem Gefechte hatte der Kaiser
das Unglück, vom Pferde zu stürzen. Ein Römer rannte
wüthend auf ihn los, um ihn mit einer Lanze zu durchbohren.
Aber Heinrich deckte den Kaiser gegen den Todesstoß und
trieb die Römer in ihre Mauern zurück. Mit blutigem Haupte
kam er nun wieder in des Kaisers Zelt. Sein Anblick bewegte
den Kaiser, der ihm, als seinem Retter das Blut vom Gesichte
trocknete, welches ihm aus der Wunde quoll. Der Keiser
sprach: „Ich gedenk’ es Dir.“ Dies war auch der Fall. Zu-
rück gekommen aus Italien, wurde ihm vom Kaiser und Reiche
im Jahre 1156 der Besitz von Bayern und der damaligen
Residenz Regensburg zugesprochen. Der östliche Theil von
Bayern wurde aber von Heinrich, dem Löwen, als ein be-
sonderes Herzogthum unter dem Namen Oesterreich an den bis-
herigen bayerischen Herzog, Heinrich XlI., abgetreten.
Heinrich, der Löwe, tapfer und rauh im Kriege, fanft
und wohlwollend im Frieden und sparsam im Haushalte, re-
gierte sehr gerecht und weise und sorgte für Wohlstand und
innere Ruhe. Der gute Unterthan liebte ihn; der böse zitterte
vor ihm. Im Jahre 1158 gründete er das bald auf-
blühende München, die jetzige Hauptstadt Bayerns.
Zuletzt fiel Heinrich, der Löwe, in des Kaisers Un-
gnade, wurde in die Reichsacht erklärt, verlor Bayern und
Sachsen und flüchtete mit Weib und Kind nach England.
Heinisch, G. F., Geschichte Bayerns. 2. Aufl. 3