42 Otto von Wittelsbach, der Große.
Verlegenheit ansahen. Nur auf dem Gesichte des Pfalz-
grafen Otto nahm er eine ruhige Fassung gewahr. Zu
ihm sprach er daher: „Otto! du bist der Mann, der mir diesen
Schimpf rächen soll!“
Otto rächte auch solche Vermessenheit der Veroneser. Mit
200 kühnen Kriegern kletterte er die steilen Felsen im Rücken
der Veroneser hinan und erreichte so die Höhen, von welchen
er auf die Feinde herabsehen konnte. Hier ließ er die Reichs-
fahne in den Lüften wehen. Dies war das verabredete Zeichen,
um die Veroneser von unten anzugreifen. Diese spotteten an-
fänglich hierüber. Als sie aber den Klang der Trompeten und
Waffen von den hoch über ihnen stehenden Kriegern vernahmen,
verloren sie plötzlich Fassung und Muth, wurden von diesen
nach kurzem Widerstande an den äußersten Rand der Felsen
gedrängt und theils getödtet, theils von diesen steilen Höhen
in den Abgrund gestürzt.
Von da wurde Otto allezeit an des Kaisers Seite er-
blickt. Dreißig Jahre lang war er als Gesandter in Unter-
handlungen, als Feldhauptmann im Kriege, als Erster im
Rathe der Fürsten eine starke Stütze des Kaisers. Heldensinn,
Klugheit, Redlichkeit, unerschütterliche Treue erwarben ihm
Achtung unter den Feinden, Liebe unter den Freunden, und
so geschah es denn auch, daß der Kaiser aus Dankbarkeit ihm
1180 das vaterländische Herzogthum erbeigen gab.
Dieses Herzogthum war aber, als es Otto erhielt, wie
schon angedeutet wurde, an Umfang bedeutend geringer ge-
worden, als es in früherer Periode war; denn im Osten war
Oesterreich und Steyermark, im Süden Kärnthen, Krain
Istrien und Verona losgerissen. Die Grenzen des damaligen
Herzogthums umfaßten daher beinahe nur die Ländereien des
heutigen Ober= und Niederbayern. Otto suchte aber, ohne
fremdes Recht zu verletzen, das Herzogthum zu vergrößern, z.
B. durch Kauf der Grafschaft Dachau 2c., um der herzoglichen
Würde mehr Ansehen und dem zersplitterten Lande mehr Ein-
heit zu geben.