44 Die Herzoge Ludwig II, auch der Strenge und Heinrich XIII.
Nun wurde der Sohn Ludwigs des Kelheimers, Otto,
der Erlauchte, Herzog über Bayern. Schon im Jahre 1215
vermählte sich Otto mit Agnes, der Tochter des Pfalzgrafen
am Rhein und brachte hierdurch die Pfalzgrafschaft
am Rhein als Erbland an das Haus Wittelsbach,
wodurch das Sprichwort „entstand: Bayern und Pfalz, Gott
erhalts! Durch den Besitz dieses Landes hatte Bayern nicht
bloß an Umfang, sondern auch an Würde und Ansehen sehr
viel gewonnen; denn mit der Pfalzgrafschaft am Rhein war
noch das Recht der Reichsverwesung nach dem Tode des Kaisers
und die Kurwürde verbunden.
Otto waltete väterlich über sein Volk und war durch
gerechtes Maß in allen Dingen der Bayern Stolz, der Fremden
Bewunderung. Aber trotz aller Mühe konnte er doch von
seinen Ländern das Verderben nicht abhalten, welches um diese
Zeit die immerwährenden Kriege ganz Deutschland brachten.
Im Jahre 1253 überraschte ihn der Tod in seinem 47.
Lebensjahre mit einem Schlagfluß.
3) Die Herzoge Ludwig II., auch der Streuge, und Heinrich XII.
Otto der Erlauchte hinterließ zwei Söhne, Ludwig II.
und Heinrich XIII., welche sich in das Land so theilten, daß
Ludwig Oberbayern und die Pfalz und Heinrich
Niederbayern erhielt. Ludwig wohnte abwechselnd in
München und Heidelberg, Heinrich in Landshut.
Einmal hielt sich Ludwig lange in Heidelberg auf. Seine
junge Gemahlin Maria, Fürstin von Brabant, ließ er
im Schlosse zu Donauwörth zurück. Da er lange in der Ferne
verweilte, schrieb Maria an ihn und bat ihn zärtlich um
baldige Rückkehr. Zugleich gab sie auch dem Boten einen
Brief an den Grafen Heinrich von Hirschau mit und bat, daß
er ihr Gesuch unterstützen solle. Den Brief an den Herzog
siegelte sie roth, den an den Grafen schwarz, damit die Schreiben
nicht verwechselt würden; denn der Bote konnte nicht lesen.
Dennoch gerieth der falsche Brief in die Hände des Herzogs.
Mit Neugier erbrach er den Brief an den Grafen. So un-