Ludwig der Reiche. — Christoph, Herzog von München. 55
aber immer um sich, zog ihn schon bald zu allen Berathungen.
und ließ ihn von trefflichen Meistern unterrichten.
Einige Jahre vor seinem Hinscheiden, nämlich im Jahre
1475, vermählte er seinen Sohn Georg mit Hedwig, der
schönen Tochter des Polenkönigs Casimir des Dritten. Kai-
ser Friedrich selbst führte die Braut zum Altar. Ein Tur-
nier sollte das glänzende Fest schließen. Bei dieser Gelegenheit
legte Herzog Christoph von München großen ritterlichen
Muth und ungewöhnliche, ja außerordentliche Körperkraft an
den Tag. Es war nämlich im Gefolge der Braut mit ange-
kommen ein gar prahlerischer Pole, Graf von Lublin geheißen,
dessen Roß silbernes Beschläg trug. Er selbst sah hohnlächelnd
dem Turniere zu, spottete des cheutschen Speerbrechens, und
setzte tausend Gulden ins Gewette, wenn es Einer mit ihm
im scharfen Rennen aufnähme. Die riesenhafte Gestalt des
Grafen schreckte Alle. Da sprang Herzog Christoph von
München auf, nahm Wette und Kampf an, forderte aber, daß
zuvor ein Jeder vom Pferde steige, und sprang selbst flink herab.
Der Pole wollte das angeblich deßhalb nicht, weil er wegen
zu großer Leibesschwere nicht mehr leicht hinaufkäme. Als
aber Herzog Christoph diese Ausrede nicht gelten ließ, stellte
sich unter großem Gelächter der Zuschauer heraus, daß der
Großsprecher mit zwei starken Riemen an den Sattel angeschnallt
war. Als der Beschämte mit gewaltiger Mühe wieder auf das
Roß gehoben worden war, begann der Strauß. Da rannte
Herzog Christoph so fest an, daß von seinem rauhen Stoße
der Pole zwei Mannslängen weit über sein Roß in den Sand
flog. So rettete Herzog Christoph die Ehre der verspotteten
anwesenden Ritter. (Siehe Fürstenbilder Nr. 4.)
So unscheinbar und hager auch seine Gestalt erschien, so
kam ihm doch kein Ritter seiner Zeit an Kraft und Behendig-
keit gleich; im Sprung schlug er einen Nagel 12 Schuh über
dem Boden aus der Wand; er schleuderte Steine 3 Centner
schwer, wie man davon die Wahrzeichen noch heute in der
Burg zu München sieht, und zeigte sich als Meister im Wett-
lauf, Ringen und Tanz.