64 Pfalzgraf Johann in der Oberpfalz-
Als Ruprecht III. 1410 gestorben war, kamen seine
vier Söhne zusammen, um die pfälzischen Besitzungen unter sich
zu theilen. So entstanden denn nun in der Pfalz vier Linien:
1) die Kurpfälzer oder Heidelberger, 2) die Linie
Simmern und Zweibrücken, 3) die Oberpfalz mit
Neumarkt und 4) die Mosbacher Linie. Die beiden
letzten Linien starben jedoch bald aus, und es bestanden daher
später nur noch die Linie Kurpfalz und Zweibrücken.
Die letztere theilte sich im Verlaufe der Zeit wieder in viele
Nebenzweige, von denen uns die Linie Birkenfeld-Bisch-
weiler die wichtigste ist, weil aus ihr unser jetziger
König Maximilian ll. stammt.
Diese Theilungen schadeten dem pfälzischen Fürstenhause
sehr; denn durch dieselben wurde auch in der Pfalz viel Unheil
erzeugt, da sie Veranlassung zu verheerenden Kriegen gaben.
3) Pfalzgraf Johann in der Oberpfalz.
Bei der Theilung der pfälzischen Länder erhielt Johann,
der Sohn Kaiser Ruprechts, den größten Theil der Ober-
pfalz und wohnte am liebsten in Neumarkt. Er war ein rit-
terlicher Fürst, dessen Tapferkeit in allen Fehden und bei allen
Turnieren glänzte; von Herzen war er sehr gutmüthig, aber
dabei auch jähzornig.
Eines Tages saß er mit vielen Rittern zu Gericht. Da
kaämen zwei Jungfrauen und klagten: von ihren Vätern seie
ihnen ein Erbgut, ein Lehen von dem Herzoge, zugefallen; das
habe der Herzog nun Andern gegeben; sie glauben aber, die
Wiedereinsetzung in ihr väterliches Erbe verlangen zu können.
Der Herzog sagte darauf, er habe das Lehen mit Recht einge-
zogen, weil kein männlicher Erbe vorhanden gewesen sei.
Alle Räthe erklärten die Handlungsweise des Herzogs für
Recht; nur einer sagte, es sei gottlos, so zu urtheilen. Da
sprang der Herzog im jähen Zorn auf und sprach: „Du hast
mich und meine Räthe verletzt und sollst schwer gestraft werden.“
Alle Anwesenden erschracken über diese Rede; aber der so An-
geredete sprach: „Gnädiger Herr! Was ich geredet habe, das