Johannes Thurnmayer, genannt Aventin, unter Herzog Wilhelm IV. 69
sie den Landessöhnen den Besuch der Universität Wittenberg
und jedem Unterthanen den Besuch Augsburgs.
Vom Jahre 1523— 1529 wüthete am Rhein, in Schwa-
ben und Franken der Bauernkrieg, der durch die mißverstandene
Lehre von der christlichen Freiheit veranlaßt war. Er berührte
auch die Grenzen Altbayerns, wurde aber durch die Milde
und Weisheit der Herzoge, sowie durch die Treue des Volkes
abgewendet.
Im Jahre 1530 wurde vom Kaiser Carl V. ein Reichs-
tag in Augsburg abgehalten, wobei die meisten Kurfürsten,
Fürsten und Stände erschienen. Bei demselben kam vor Allem
die Religionstrennungsfrage auf die Tagesordnung, und die
Protestanten lasen nun bei dieser Reichstagsversammlung ihr
Glaubensbekenntniß vor, das unter dem Namen der Augs-
burgischen Confession bekannt ist.
Nachdem im Jahre 1545 Herzog Ludwig gestorben war,
übernahm Wilhelm die Regierung wieder allein.
Die Festung zu Ingolstadt und der zu Reichenhall für
die Ableitung der süßen Gewässer erbaute Kanal sind Werke
Herzogs Wilhelm. Er starb im Jahre 1550.
Unter seiner Regierung lebte ein gelehrter Mann, Jo-
hannes Thurnmayer, genannt Aventin, der früher der
Erzieher der Brüder des Herzogs war, und später sich durch viele
Schriften, auszeichnete. Es soll jetzt Näheres über ihn folgen.
b)Johannes Thurnmayer genannt Aventin, unter Herzo
Wilhelm MV. 7 zog
Thurnmayer ist geboren im Jahre 1477 zu Abensberg in
(Oberbayern, von welcher Stadt er sich nachmals Aventinus
nannte. Sein Vater, ein Wirth, sorgte für tüchtige Ausbildung,
schickte ihn deßhalb auf die Universität Ingolstadt und später selbst
nach Paris. Lernend und lehrend weilte er mehrere Jahre in
letzter Stadt, wurde zum Meister der freien Künste erhoben
und ging im Jahre 1503 nach Wien, lernte dort bedeutende
„Männer kennen und erwarb sich ihre Freundschaft, erklärte die
Lriechischen und römischen Redner und Dichter vor einem aus-
gesuchten kleinen Kreise und zeigte sich überall als eifrigen und