Full text: Geschichte Bayerns.

80 Regenten von der Pfalz (von 1506 — 1648.) Kurfürst Ludwig V. 
rath im Beichtstuhle. Seine Lieder ließ er aber auch jetzt noch 
erklingen, und viele liefern von seinem reinen, echt poetischen 
Gemüthe den schönsten Beweis. Er schrieb in lateinischer 
Sprache; denn dieses war die Ordenssprache, wie die des 
Hofes und der Gebildeten; aus ihr trug er die schönsten Blu- 
men zu einem anmuthigen Strauß zusammen. Mit echt deut- 
schem Sinne pries er deutsche Treue und Redlichkeit, deutsche 
Tugend und Kraft; mit erschütternder Treue und Wehmuth 
schilderte er die namenlosen Leiden Deutschlands im 30jährigen 
Kriege. Was nur moralisch schön und groß, heilig und lieb- 
lich ist, entsagende Tugend, christliche Sittlichkeit, thätige Liebe 
pries er in jeder Art, strafte mit edlem Zorne das Laster, 
demüthigte die Heuchelei und Tyrannei und sang Lebensweis- 
heit in das Herz der Jugend. Um München und Neuburg ist 
wohl kein Dorf, kein Thal, keine Höhe, keine Quelle, kein 
Strom, die er nicht in seinen Liedern erwähnte, woran er 
nicht irgend eine fromme Empfindung, einen erhebenden Ge- 
danken knüpfte. Er erwarb sich durch seine lateinischen Gedichte 
den Namen eines deutschen Horaz. Eine vortreffliche Uebertragung 
seiner besten Gedichte ins Deutsche besitzen wir von Herder 
in dessen „Terpsichore,“ Leipzig 1795.— 1796, 3 Bände. 8. 
2) Regenten von der Pfalz (von 1506 — 1648.) 
a) Kurfürst Ludwig W. 
In der Kurpfalz übernahm im Jahre 1508 Ludwig V. 
die Regierung. Durch sein Streben, mit allen seinen Nach- 
barn in Frieden zu leben, erwarb er sich den Beinamen: der 
Friedfertige. Unter seiner Regierung begann im Jahre 
1517 die Reformation und fand auch Eingang in die Pfalz; 
er blieb aber der katholischen Lehre treu. 
Das friedliche Walten Ludwigs wurde jedoch durch 
kriegerische Ereignisse unterbrochen. Die Ritter und Edlen 
wollten sich nämlich schon vor Beginn der Reformation der 
Herrschaft der Fürsten entziehen; denn durch die wachsende 
Macht des Kaisers und der Fürsten wurde der Landfriede er- 
halten und die Raubritter mußten nun ihre Raubzüge, Fehden
	        
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