82 Kurfürst Ludwig V. Kurfürst Friedrich V.
Nach seinem im Jahre 1544 erfolgten Tode folgte ihm
in der Regierung sein Bruder Friedrich II. Er erklärte sich
öffentlich für die Reformation. Da er keine Kinder hinterließ,
so kam nach seinem Hinscheiden im Jahre 1556 Otto Hein-
rich, der Sohn seines früh verblichenen Bruders Ruprecht zur
Regierung. Er und seine Nachfolger hielten sich theils zu den
Protestanten, theils zu den Reformirten.
Ib) Kurfürst Friedrich W.
Im Jahre 1610 kam Kurfürst Friedrich V. zur Regie-
rung. Durch die Religionsuneinigkeit in Deutschland wurde
damals der unheilvolle 30jährige Krieg herbeigeführt, der im
J. 1618 in Böhmen seinen Anfang nahm. Im darauf fol-
genden Jahre starb Kaiser Mathias. Die Böhmen ergriffen
diese Gelegenheit, sich ganz vom Hause Oesterreich loszusagen;
sie entsetzten den rechtmäßigen Nachfolger des Matthias der
Würde eines Königs von Böhmen und erwählten statt seiner
den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz.
Friedrich zeigte sich im Anfang nicht geneigt, diese Würde
anzunehmen; sein Vetter Herzog Maximilian I. in Bayern
erinnerte ihn am Scheidewege ernstvoll, nicht Stimmen der Em-
pörer zu hören, und nicht dem rechtmäßigen Erben einen Thron
entreißen zu helfen, auf welchen derselbe feierlich gesetzt und
von des Reichs gesammter Fürstenheit anerkannt worden sei.
Friedrich erblickte den Abgrund; aber seine Gemahlin,
eine englische Prinzessin, ließ ihm keine Ruhe. „Wie,““ sprach
sie, „du hast es gewagt, um die Hand einer Königstochter zu
werben, und hast nicht den Muth, eine Krone anzunehmen,
die man dir entgegen bringt? Ich will lieber Brod an einer
königlichen Tafel essen, als schwelgen an deinem kurfürstlichen
Tische.“ Die thörichte Frau!
Friedrich gab nach; aber kaum war er in Prag gekrönt,
so zog Maximilian lI., Herzog in Bayern, nach Oesterreich
und Böhmen, siegte dann in der Schlacht auf dem weißen
Berge bei Prag über seinen Vetter Friedrich, und zog hier-
auf in Prag ein. Friedrich entfloh vorher schon und suchte
eine Zuflucht in weiter Ferne, nämlich in Holland.