Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Kaiser bei seiner kaiserlichen Würde, daß er jenen nie in seinen früheren Rang 
wieder einsetzen werde, wofern nicht alle damit zufrieden sein würden. So viel 
jedoch ward zugunsten des Herzogs bewilligt, daß er seine Erblande 1), wo dieselben 
auch lägen, ohne allen Einspruch völlig frei besitzen sollte. Der Herzog nun ver- 
bannte sich auf drei Jahre aus seinem Lande, indem er eidlich gelobte, innerhalb 
dieser Zeit dasselbe nicht betreten zu wollen, außer wenn der Kaiser ihn zurück- 
riefe. Er reiste zu seinem Schwiegervater, dem König von England, begleitet von 
seiner Gemahlin und seinen Kindern, und hielt sich bei demselben während jenes 
ganzen Zeitraumes auf. Der König von England nahm ihn höchst ehrenvoll auf 
und setzte ihn wie zum Fürsten über das ganze Land, bereicherte auch alle seine 
Mitverbannten durch viele Geschenke. 
öo. 
Kreuzzug und Tod Barbarossas. 
1190. 
Quelle: Brief über den Tod des Kaisers Friedrich (Lateinisch)-). 
Übersetzung: Erler a. a. O. Bd. 2. S. 611—616. 
Im Glauben, daß Eure Heiligkeit danach begierig sei, Kunde von den Taten 
des Kaisers zu empfangen, haben wir uns bemüht, das, was wir mit eigenen 
Augen gesehen haben, und wobei unser eigener Arm tätig gewesen ist, ohne 
die Beimischung entstellender Fälschung in kurzer Zusammenstellung Euch zu 
berichten. 
Vernehme daher Eurer Weisheit Heiligkeit, daß wir, von dem allerchristlichsten 
Könige Ungarns, Bela, ehrenvoll aufgenommen und gütig behandelt, sogleich, als 
wir das griechische Reich betraten, in die Hände von Dieben und Räubern ge- 
fallen sind, weil bei den Griechen Treue und Glauben nicht gefunden werden. 
Denn wider das allen Völkern gemeinsame Recht von der Unverletzlichkeit der 
Gesandten hatten sie den Bischof von Münster und den Grafen Robert von 
Nassau gefangen genommen. So zogen wir denn nur unter großer Mühe durch 
Bulgarien und konnten erst nach langer Verzögerung unseres Marsches am Oster- 
feste 11903) wohlbehalten an Leib und Habe über den Meeresarm des heiligen 
Georg") gehen 
Darauf zogen wir durch die Gegend von Philadelphia weiter und gelangten 
mit bewaffneter Hand nach Laodicea, indem Tag für Tag die Ritterschaft vom 
Heere Christi unter den Waffen stand. Von da brachen wir auf am Freitage vor 
dem Tage der Rogationen und kamen, nachdem wir wegen Mangels an Wasser 
1) Das Erbgut umfaßte die supplinburgischen, northeimschen und brunonischen, 
sowie die Hälfte der billungschen Güter; aus diesen Allodien sind die Lande Braun- 
schweig und Lüneburg und letzten Endes die Provinz Hannover und das Herzogtum 
Braunschweig hervorgegangen. 
2) Der Brief, der als Anhang der von dem Abt Otto von St. Blasien besorgten 
Fortsetzung der Chronik des Bischofs Otto von Freising angefügt ist, wurde von einem 
dem Kaiser nahestehenden Kreuzfahrer an einen unbekannten Kirchenfürsten gerichtet. 
2) Ostern 1190 fiel auf den 25. März; alle übrigen Daten sind danach leicht zu er- 
rechnen, z. B.: Sonntag Rogate: 29. April, Himmelfahrt: 3. Mai, 1. Pfingsttag: 13. Mai. 
") Das Kreuzheer überschritt die Straße der Dardanellen. 
 
	        
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