Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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sänger Friedrich von Hausen bei der Verfolgung der Gegner vom Rosse, brach das 
Genick und fand so den Tod. Tags darauf schlugen wir unsere Zelte bei Philo- 
melium auf. Hier griffen gegen Abend die Türken unser Lager an. Schon waren 
sie dabei, in einigen Zelten den Bewaffneten ihre Habe zu entreißen, als wir sie 
in die Flucht trieben. Mehr als 6000 Tote hatten die Türken zu beklagen, und 
darunter befanden sich 374'Edle aus dem ganzen Lande. Von den Unsfrigen fiel 
niemand; nur wurden uns viele Pferde getötet. Die Berge hallten wider von 
dem Jammerrufe der Klagenden, und die Nacht schied uns voneinander. 
Bald begann unter uns arge Hungersnot zu herrschen. Wein und Mehl 
fehlten ganz, und oft genug habe ich mit den anderen Pferdefleisch essen müssen. 
Die Pferde aber erlagen dem Mangel, weil wir weder Getreide, noch Saat und 
Gras fanden. Dazu umschlossen uns die Türken so eng bei Tag und Nacht, daß 
niemand das Lager zu verlassen vermochte. Am Mittwoch vor Pfingsten töteten 
wir wieder eine große Menge unserer Gegner. Nach dem heiligen Pfingstfeste 
trafen wir auf Melich, den Sohn des Großsultans, und fanden in Schlachtreihe 
gegen uns aufgestellt eine Menge von vierzigtausend türkischen Reitern, die den 
Heuschrecken gleich das ganze Land erfüllten. Da erhoben wir wider sie im Namen 
Christi die siegreichen Adler vor unserem Heere und fühlten nicht den Hunger und 
die Verluste an Verwundeten. Und obwohl wir kaum sechshundert Berittene 
waren, so haben wir sie doch unter dem Zeichen des heiligen Kreuzes besiegt und 
in die Flucht getriebben 
An demselben Tag verfolgten wir Melich, der in der Richtung nach Ikonium 
geflohen war, und nach so großem Siegesruhm kamen wir endlich zur Nacht ins 
Lager; aber wir fanden keine Erquickung; denn Menschen und Tiere blieben ohne 
Speise und Trank, und wir verzweifelten schon an unserem Leben; denn die 
Pferde, die noch übrig geblieben waren, waren fast alle dem Hunger und den 
Anstrengungen des langen Winters erlegen. Von da brachen wir um die früheste 
Morgendämmerung auf, und da wir schon der Stadt Ikonium bis auf eine Meile 
uns genähert hatten, so rückten wir weiter vor. Wir fanden endlich Wasser und 
blieben dort den ganzen Mittwoch. 
Am folgenden Tage lagerten wir uns in der Nähe eines herrlichen, von 
Mauern eingeschlossenen Gartens bei Ikonium, wo wir auch zwei überaus 
prächtige Pfalzen des Sultans zerstörten. Schon bedrohte die größte Not unser 
Leben; der entsetzlichste Hunger peinigte uns; kaum besaßen wir noch fünfhundert 
Ritter zu Pferde; weder zum Vorrücken, noch zum Zurückgehen hatten wir die 
Möglichkeit. Da gab uns der Zwang der Notwendigkeit selbst einen Rat. Wir 
teilten unsere Ritterschaft in zwei Teile und zogen am Freitag nach Pfingsten 
geradeswegs zur Eroberung der Stadt. Und wunderbar und unglaublich zu sagen, 
durch göttliche Hilfe bezwang der Herzog von Schwaben mit sechs Genossen die 
Stadt, und die Schärfe des Schwertes traf ihre Bewohner. Der Herr Kaiser 
blieb unterdessen in ihrem Rücken und kämpfte im Felde mit den anderen Türken, 
und obwohl es ihrer an 200 000 Reiter waren, besiegte er sie mit dem Beistande 
des Höchsten und trieb sie in die Flucht. Nicht unwürdig des Andenkens war diese 
Tat; denn die Stadt Ikonium gleicht an Größe Köln. Hier rasteten wir, nachdem 
wir Beute genommen hatten, von Freitag bis Mittwoch. Alsdann gab uns der 
Sultan, der sich mit den Seinen in ein Lager zurückgezogen hatte, von Todes- 
furcht geängstigt, zwanzig Geiseln nach unserer Wahl, die wir auch heute noch ge- 
fangen halten, weil er die versprochene Treue nicht bewahrt hat.
	        
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