Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Leute in dem Lande geteilt, daß ihrer ein Teil es hielt mit den Söhnen als 
mit ihren Herren und rechten Erben des Landes, die anderen hingen dem Vater 
an um großer Gaben willen, die er ihnen gab. Des war Thüringen voll Räuberei. 
Da gebot der König, daß man die Räuber in dem Lande suchen und ihre Feste 
zerbrechen sollte. Also zogen des Königs Leute und Ritterschaft aus und die von 
Erfurt mit ihnen mit ihrem Gezeug und zerbrachen und verderbten 66 Burgen 
und ummauerte Höfe in den Dörfern und auf den Feldern, und wo sie die 
Räuber ergreifen mochten, da hingen sie dieselben und schlugen ihnen das Haupt 
ab. Also geschah es, daß sie allum zogen und kamen nach Ilmenau und ergriffen 
darin 28 Räuber, die auf der Straße geraubt und gefrevelt hatten, und führten 
die nach Erfurt. Und der römische König saß selber über sie zu Gericht, und sie 
wurden da von den Seinen zum Tode verurteilt und unter großem Zulauf aus 
der Stadt geführt und da enthauptet. Es war aber eine Anzahl Edelleute, die 
nahmen sich ihrer Freunde an, daß ihnen erlaubt ward, sie auf dem Kirchhof zu 
begraben. 
76. 
Die Schlacht bei Mühldorf. 
1322. 
Quelle: Der Streit zu Mühldorf (Mittelhochdeutsch)#. 
Übertragung: Erler a. a. O. Bd. 3. S. 336—338. 
Da ließ man wissen alle Leute, daß des hohen Fürsten und Königs Albrecht 
Sohn, König Friedrich von Rom, da in Zwiespalt erwählet ward, er an einem 
Teil und sein Oheim von der Pfalz, König Ludwig 2), an dem anderen Teil von 
dem ungetreuen Erzbischof von Mainz 3). Dies war zum Kriege zwischen beiden 
der Anfang. Davon verdarb eine große Menge in den oberen Landen, Land und 
Leute, Witwen und Waisen; denn mancher Heereszug, stark und groß, geschah 
darum von Osterreich und Steier her gegen Bayern hin und Schwaben und nach 
dem Rheine. Und es währte dies wohl bis ins sechste Jahre, daß sie oft große 
Heerschaft auf das Feld brachten und König Ludwig zu allen Zeiten das Feld 
flüchtig räumen mußte und Johann von Lützelburg, der König von Böhmen, der 
sein Helfer war, mit ihm. Darum waren sie so lange im Kriege beidenthalben die 
Könige, bis daß der Jahre von Christi Geburt vergangen waren 1322. Des 
Erchtages ), am Abende vorm St. Michaelistage, stritten sie miteinander in Bayern 
oberhalb Landshut auf der Gickelfehenwiese 5) bei einem kleinen Wasser, welches die 
Isen heißt. Dorthin war König Friedrich von Osterreich gekommen mit den 
Landherren von Osterreich und von Steier, mit Heiden und Ungarn, die ihm 
König Karl von Ungarn, sein Oheim, zu Hilfe geliehen hatte. Er war auch 
1) Die Erzählung vom Streit bei Mühldorf rührt von österreichischer Seite her und 
bildet vermutlich nur ein Bruchstück eines größeren Berichtes. „Diese kurze, aber gehalt- 
reiche und schöne Erzählung eines Gleichzeitigen müßte zu den Perlen der deutschen Ge- 
schichtschreibung gerechnet werden, aus welcher Zeit sie auch stammte, ist aber um so 
beachtenswerter, da sie zugleich eines der ältesten Denkmale geschichtlicher Prosa in 
deutscher Sprache ist.“ (Böhmer, Fontes Rerum Germanicarum Bd. 1. S. 161). 
:) Ludwig war nicht der Oheim, sondern der Vetter Friedrichs. Beide waren Enkel 
Rudolfs von Habsburg, Ludwig durch die Mutter, Friedrich durch den Vater. 
2) Gemeint ist der bekannte Peter von Aspelt (Aichspalter). 
4) Erchtag — Dienstag (Er — Ziu). Die Schlacht war also am 28. September 1322. 
*) Die bunte Wiese zwischen Mühldorf und Otting.
	        
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