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herausgekommen wegen seines Bruders, Herzog Leopolds, Hilfe, der große Heeres-
macht von Schwaben und vom Rheine ins Feld gebracht hatte. Hierin aber ward
er getäuscht, daß sie zueinander kommen konnten, weil die Landherren mit Willen
so lange wegen Gewinn von Raub im Lande zu Osterreich gesäumt hatten. Sonst
wären sie wohl unangefochten zueinander gekommen, und es hatte auch König
Friedrich die besten Landherren in Osterreich, in Steier und Kärnten zurück-
gelassen. Da mant dies ersah, da hat König Ludwig von Bayern mit König
Johann von Böhmen Helfer aus allen Landen zusammengebracht und auch solche,
die um des Abenteuers und der Heiden willen dahin gekommen waren, ein großes
Heer, und hatte das alles bei Anzing liegen. Das kam da alles zueinander in
kaum vier Tagen. Als sie sich dort nahe aneinander zu dem Wasser legten, so daß
die Herren einander wohl sehen konnten, erwogen die weisen Herren von Osterreich,
daß sie überladen seien mit Heeresmacht, und gaben dem König Friedrich manchen
weisen Rat, Dietrich, der Marschall von Pilichdorf, die Brüder Herr Ulrich und
Herr Heinrich von Walsee und die anderen weisen Herren. Denen wollte er mit
nichten folgen; er wollte nur streiten und sagte, er habe so viele Witwen und
Waisen gemacht und so viele Unbilden an der Christenheit begangen, daß er nicht
länger den Streit aufschieben wollte, wie es auch erginge. In derselben Nacht
ritt König Friedrich mit Dietrich von Pilichdorf unter sein Heer von Hütte zu
Hütte zu all seinen Herren und mahnte sie an ihre Treue und sprach: „Ihr
Herren, ich traue euch wohl, daß jedermann morgen mit den Seinen ein Bieder-
mann sei, als ich und mein Bruder, Herzog Heinrich, sich dessen getrauen und ihr
dessen gebunden seid.“ Die sprachen, sie wollten es gerne tun, was leider nicht
geschah.
Des Morgens früh waren sie bereit mit vier Rotten, König Friedrich unter
des Reiches Banner, Herzog Heinrich, sein Bruder, unter dem Banner Osterreichs,
das der Marschall Dietrich von Pilichdorf führte. Die dritte Rotte führten Herr
Ulrich und Herr Heinrich, die Brüder von Walsee, und ihre Söhne, die vierte
stand unter des Erzbischofs von Salzburg Banner. Da hat sich der von Osterreich
mit den Ungarn und den Heiden an einen Ort besonders gelegt. Alle die Herren,
die da waren, die fochten männlich, so auch die Ungarn und die Heiden. Der
Herren Banner flogen stätiglich empor. Da fuhr entgegen der König von Böhmen
mit des von Bayern Heere; denn der von Bayern kam nicht in den Streit,
sondern hielt sich in der Nähe auf einem leichten Rosse in seinem blauen Wappen-
rocke. Als nun die Heere aufeinander eindrangen, sah man Heldenwerk. Da stritt
König Friedrich so ritterlich, daß man ihm den Preis gab, daß in allem dem
Streite nie ein besserer Ritter gewesen wäre. So männlich focht er, daß keiner
kaum je in einem Streite einen kühneren Mann gesehen hat. Da hat er den
Streit in allen Dingen bis auf Frühessenszeit behauptet, daß sie wohl fünf-
hundert der Besten auf die Erde gesetzt hatten, sodann noch mehr, die sich alle er-
geben hatten. Und war auch König Johann von Böhmen auf die Erde gebracht,
daß er dem Rosse des vorgenannten Marschalls von Pilichdorf unter den Füßen
lag. Dem ward aufgeholfen von einem namenlosen Herrn von Osterreich, den
man doch wohl erkennt, wo man ihn nennet. Davon ward der Streit verloren.
Während sich dies zutrug, kam der Burggraf von Nürnberg mit einem großen
Heere guter Ritterschaft frischer Leute über das Wasser gezogen, so daß man
meinte, es sei Herzog Leopold, und ritten die gegen das Heer an. Und alle, die
sich ergeben hatten, die brachen alle ihr Gelübde. Da flohen die Ungarn und die