Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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herausgekommen wegen seines Bruders, Herzog Leopolds, Hilfe, der große Heeres- 
macht von Schwaben und vom Rheine ins Feld gebracht hatte. Hierin aber ward 
er getäuscht, daß sie zueinander kommen konnten, weil die Landherren mit Willen 
so lange wegen Gewinn von Raub im Lande zu Osterreich gesäumt hatten. Sonst 
wären sie wohl unangefochten zueinander gekommen, und es hatte auch König 
Friedrich die besten Landherren in Osterreich, in Steier und Kärnten zurück- 
gelassen. Da mant dies ersah, da hat König Ludwig von Bayern mit König 
Johann von Böhmen Helfer aus allen Landen zusammengebracht und auch solche, 
die um des Abenteuers und der Heiden willen dahin gekommen waren, ein großes 
Heer, und hatte das alles bei Anzing liegen. Das kam da alles zueinander in 
kaum vier Tagen. Als sie sich dort nahe aneinander zu dem Wasser legten, so daß 
die Herren einander wohl sehen konnten, erwogen die weisen Herren von Osterreich, 
daß sie überladen seien mit Heeresmacht, und gaben dem König Friedrich manchen 
weisen Rat, Dietrich, der Marschall von Pilichdorf, die Brüder Herr Ulrich und 
Herr Heinrich von Walsee und die anderen weisen Herren. Denen wollte er mit 
nichten folgen; er wollte nur streiten und sagte, er habe so viele Witwen und 
Waisen gemacht und so viele Unbilden an der Christenheit begangen, daß er nicht 
länger den Streit aufschieben wollte, wie es auch erginge. In derselben Nacht 
ritt König Friedrich mit Dietrich von Pilichdorf unter sein Heer von Hütte zu 
Hütte zu all seinen Herren und mahnte sie an ihre Treue und sprach: „Ihr 
Herren, ich traue euch wohl, daß jedermann morgen mit den Seinen ein Bieder- 
mann sei, als ich und mein Bruder, Herzog Heinrich, sich dessen getrauen und ihr 
dessen gebunden seid.“ Die sprachen, sie wollten es gerne tun, was leider nicht 
geschah. 
Des Morgens früh waren sie bereit mit vier Rotten, König Friedrich unter 
des Reiches Banner, Herzog Heinrich, sein Bruder, unter dem Banner Osterreichs, 
das der Marschall Dietrich von Pilichdorf führte. Die dritte Rotte führten Herr 
Ulrich und Herr Heinrich, die Brüder von Walsee, und ihre Söhne, die vierte 
stand unter des Erzbischofs von Salzburg Banner. Da hat sich der von Osterreich 
mit den Ungarn und den Heiden an einen Ort besonders gelegt. Alle die Herren, 
die da waren, die fochten männlich, so auch die Ungarn und die Heiden. Der 
Herren Banner flogen stätiglich empor. Da fuhr entgegen der König von Böhmen 
mit des von Bayern Heere; denn der von Bayern kam nicht in den Streit, 
sondern hielt sich in der Nähe auf einem leichten Rosse in seinem blauen Wappen- 
rocke. Als nun die Heere aufeinander eindrangen, sah man Heldenwerk. Da stritt 
König Friedrich so ritterlich, daß man ihm den Preis gab, daß in allem dem 
Streite nie ein besserer Ritter gewesen wäre. So männlich focht er, daß keiner 
kaum je in einem Streite einen kühneren Mann gesehen hat. Da hat er den 
Streit in allen Dingen bis auf Frühessenszeit behauptet, daß sie wohl fünf- 
hundert der Besten auf die Erde gesetzt hatten, sodann noch mehr, die sich alle er- 
geben hatten. Und war auch König Johann von Böhmen auf die Erde gebracht, 
daß er dem Rosse des vorgenannten Marschalls von Pilichdorf unter den Füßen 
lag. Dem ward aufgeholfen von einem namenlosen Herrn von Osterreich, den 
man doch wohl erkennt, wo man ihn nennet. Davon ward der Streit verloren. 
Während sich dies zutrug, kam der Burggraf von Nürnberg mit einem großen 
Heere guter Ritterschaft frischer Leute über das Wasser gezogen, so daß man 
meinte, es sei Herzog Leopold, und ritten die gegen das Heer an. Und alle, die 
sich ergeben hatten, die brachen alle ihr Gelübde. Da flohen die Ungarn und die
	        
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