Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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aufnehmen könnten, und die vorgenannte Stadt Weil gehöre zum Reiche und 
nicht den Herren von Württemberg, und sie seien mit derselben Stadt Weil im 
Bunde, so daß sie ihr helfen müßten wider jedermann. Dazu geschehe ihnen und 
ihren Ausbürgern viel und groß Verdruß und Unbill von dem von Württemberg 
und von seinen Vögten und Amtsleuten; das alles wollten sie nicht ertragen. 
Und darum war der Krieg. 
Derweilen der Krieg also währte und mancher Strauß zwischen ihnen geschah, 
da ritten eines Mals die von Reutlingen und ihre Söldner aus ihrer Stadt und 
nahmen in den Dörfern das Vieh, das ihren Feinden gehörte. Dies hörten die 
von Württemberg, und der junge Graf Ulrich von Württemberg machte sich auf 
mit großem Volke, und sie retteten das Vieh und rannten denen von Reutlingen 
nach bis an die Stadt und saßen ab von den Hengsten und wollten zu Fuß 
streiten. Inzwischen hatten sich die in der Stadt alle heimlich gewaffnet und 
zogen zu einem anderen Tore hinaus aus der Stadt, und derweilen die Vordersten 
miteinander stritten, da waren die von Reutlingen von hinten an diese heran— 
gekommen und umzingelten die Herren, so daß ihrer kaum einer konnte davon- 
kommen, und sie stritten da miteinander. Da unterlagen die Herren, und der 
von Württemberg sprang auf seinen Hengst und kam mit Mühe davon und war 
wund geworden. Und auf seiner Seite wurden erschlagen drei Grafen und 
Landesherren, das waren der von Schwarzenberg, der von Zollern und der von 
Tübingen. Auch wurden erschlagen zweiundsiebzig Ritter und Edelknechte. Die 
anderen entrannen. Denen von Reutlingen wurden kaum sechzig erschlagen. Es 
geschah dieser Streit vor Reutlingen vierzehn Tage nach dem Maitage nach Gottes 
Geburt im Jahre 1377 
Unter diesen Verhältnissen machten die Landesherren und Ritter und Knechte 
zu Schwaben und an dem Rheine viele Bünde und Gesellschaften untereinander: 
etliche nannten sich St. Georgen-Gesellschaft, etliche St. Wilhelm-Gesellschaft, etliche 
die Gesellschaft der Panther oder die Löwengesellschaft, und es trug ein jeglicher 
an seinem Kleide einen Panther oder Löwen von Gold oder Silber oder ein 
anderes Zeichen, wie es die Gesellschaft hatte, zu der er gehörte. Und der Bischof 
von Straßburg und viele andere Herren traten in die Gesellschaft zum Löwen ein. 
Daher gerieten etliche Städte am Rhein in Besorgnis, und sie kamen überein 
mit denen von Straßburg, Ehnheim, Schlettstadt, Hagenau, Weißenburg, Speier, 
Worms, Mainz, Frankfurt und anderen Städten, daß sie sich zusammen ver- 
banden, um den vorgenannten Gesellschaften zu widerstehen. Und dies hieß der 
rheinische Bund. 
Dasselbe taten auch die schwäbischen Städte, und sie machten auch einen Bund 
unter sich, genannt der schwäbische Biuind 
Als das die Grafen von Württemberg vernahmen, da kamen sie überein mit 
vielen Fürsten und Herren, daß sie auch untereinander einen Bund machten 
Assbald erhob sich großer Hader und Krieg zwischen den vorgenannten Herzögen 
und Städten Es geschah zu diesen Zeiten, daß achthundert Gleveni) und 
gegen zweitausend gewaffnete Fußgänger aus den schwäbischen Städten einen 
Kirchhof in Schwaben stürmten, genannt Döffingen, bei der Stadt Weil. Der 
Kirchhof gehörte den Herren von Württemberg. Da machten sich die zwei Herren 
auf, der alte und sein Sohn, der junge Graf Ulrich, mit fünf und einem halben 
1) Gleve bezeichnet einen schwergerüsteten Lanzenreiter.
	        
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