Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

— 14 — 
volkreich und mit großartigen Gebäuden geziert ist. In seinem Dome ruhen nicht 
wenige Kaiser, unter ihnen Rudolf, der als Urheber der österreichischen Fürsten- 
familie gilt. Argentina aber, Straßburg, zeigt solchen Glanz und Schmuck, daß 
nicht ohne Grund ihr der Name beigelegt ist ... Die bischöfliche Kirche, Münster 
genannt, prachtvoll aus behauenen Steinen erbaut, steigt als ein großartiges 
Kunstwerk empor; zwei Türme zieren sie, von denen der eine, der vollendet ist, 
ein wunderbares Werk, sein Haupt in den Wolken birgt. Auch andere Kirchen der 
Heiligen und Mönchsklöster sind dort, glänzend durch Größe und Pracht, sowie 
ein ausgezeichnetes Rathaus und Gebäude der Bürger und Priester, die zu 
bewohnen Könige sich nicht zu schämen brauchten. Nicht leicht wirst du eine 
andere Stadt finden, welche Augsburg übertrifft, sei es, daß du den Glanz 
der Stadt oder des Volkes und der Geistlichkeit Reichtum oder die städtische Ver- 
fassung betrachtest. 
In Salzburg fehlt nichts, was zur Pracht eines glänzenden Gemeinwesens 
gehört, magst du auf die öffentlichen oder die Werke einzelner schauen. Größer 
jedoch als dieses ist Regensburg, bemerkenswert durch die Kirche des seligsten 
Apostels Petrus und durch die steinerne Brücke über die Donau und mehrere 
Kirchen der Heiligen. 
In Osterreich sind mehrere nennenswerte Städte. Alle aber überstrahlt Wien. 
Hier der alte Sitz der Herzöge von Osterreich, Paläste, für Könige geeignet, und 
Kirchen, die Italien bewundern könnte. Unter diesen ist die St. Stephanskirche 
bewunderungswerter, als wir mit Worten ausdrücken können.. Im Osten an 
der Oder liegt Breslau, aus Ziegelsteinen erbaut, nicht minder hübsch als mächtig, 
dessen Bischofssitz man einst den goldenen nannte. Im Preußenlande ragt hervor 
durch seinen Ruf Danzig, mächtig zu Land und zu Wasser. Zieht dessen Volk 
ins Treffen, so sollen sie nicht weniger als 50000 Krieger hinausführen; zahlreiche 
Schiffe seiner Kaufleute segeln auf dem Baltischen Meere. Auch Thorn hat 
keinen geringen Namen; aber alle übertrifft Lübeck, mit den höchsten Gebäuden. 
und den schmuckreichsten Kirchen ausgestattet. So groß ist das Ansehen, die Macht 
dieser Stadt, daß auf ihren Wink die drei mächtigen Reiche Dänemark, Schweden, 
Norwegen Könige einzusetzen oder abzusetzen pflegen. Lüneburg, einst reich durch 
die Salzwerke, ist jetzt verarmt. Rostock und im Innern Mecklenburg sowie 
Hildesheim sind nicht zu verachten; Verden auch und das edle Braunschweig, 
Sitz der Sachsen, einst die Heimat der Ottone. Die alte Metropole Bremen, 
des Dänenvolkes Mutter in Christo, hat einen nicht ruhmlosen Namen. Auch 
Magdeburg gilt für groß und hervorragend und ist der Sitz des Erzbischofs unter 
den Sachsen. Auch Merseburg möge niemand geringschätzen. Die Westfalen 
erfreuen sich der Städte Münster, Osnabrück, Minden und Paderborn, die 
nicht gering zu achten sind, und Soest. In Franken am Main liegt Frankfurt, 
ein gemeinsamer Stapelplatz zwischen den Niederdeutschen und den Oberdeutschen; 
und, obgleich größtenteils aus Holz gebaut, doch mit mehreren steinernen Palästen 
geschmückt, in denen auch Könige würdig ausgenommen werden könnten. Die 
stolzesten gottgeweihten Kirchen aber sieht man dort von behauenen Steinen. Eine 
steinerne Brücke von wunderbarer Länge verbindet den kleineren Teil jenseit des 
Mains mit dem größeren. Hier ist auch ein herrliches Rathaus, in dem oft die 
Kurfürsten zusammenkommen, über gemeinsame Angelegenheiten zu verhandeln, 
und hier wählen sie bei Erledigung des Reiches den Kaiser.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.