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von den Priestern sterben muß und vom Tod erstehen und danach gen Himmel
fahren, daß es auch also gleichförmig ergeht deinem Nachfolger Martino Luthern,
den der Papst mit seinem Gelde verräterisch wider Gott um sein Leben bringt,
den wirst du erquicken; und wie du danach, mein Herr, verhängest, daß Jerusalem
zerstöret ward, also wirst du auch diese eigene angenommene Gewalt des römicchen
Stuhls zerstören. Ach, Herr, gib uns danach das neu gezierte Jerusalem, das
vom Himmel herabsteigt, davon die Offenbarung St. Johannis schreibt, das
heilige klare Evangelium, das nicht mit menschlicher Lehre verdunkelt sei. Darum
sehe ein jeder, der da Martin Luthers Bücher liest, wie seine Lehre so klar durch-
sichtig ist, so er das heilige Evangelium führt; darum sind sie in großen Ehren zu
halten und nicht zu verbrennen, es wäre denn, daß man sein Widerpart, die allezeit
der Wahrheit widerfochten, ins Feuer würf mit all ihren Meinungen, die da aus
Menschen Götter machen wollen. Aber doch, daß man wieder neue lutherische
Bücher hätte! O Gott, ist Luther tot, wer wird uns hinfort das heilige Evan-
gelium so klar fürtragen? Ach Gott, was hätte er noch in zehn oder zwanzig
Jahren schreiben mögen! O, ihr alle frommen Christenmenschen, helft mir fleißig
beweinen diesen gottgeistigen Menschen und Gott bitten, daß er uns einen anderen
erleuchteten Mann sende!
101.
Luther verläßt die Wartburg.
1622.
Quelle: Luthers Brief, geschrieben auf der Reise von der Wartburg
nach Wittenberg an Kurfürst Friedrich den Weisen. Borna, 5. März 1522.
Fundort: Hans Preuß, Deutsche Lutherbriefe. Leipzig 1912. S. 26—27.
Gunst und Friede von Gott unserem Vater, und unserem Herrn Jesu Christo,
und meinen untertänigsten Dienst! Durchlauchtigster, hochgeborener Kurfürst,
gnädigster Herr! Eurer kurfürstlichen Gnaden Schrift und gnädiges Bedenkentd ist
mir zugekommen auf Freitag abend, als ich auf morgen, Sonnabend, wollte
ausreiten. Und daß es Eure kurf. Gnaden aufs beste meine, bedarf freilich bei
mir weder Bekenntnis noch Zeugnis; denn ich mich des, soviel menschliche Er-
kundung gibt, für gewiß achte. Wiederum aber, daß ich's auch gut meine, dünkt
mich, ich wisse es aus höherer, denn aus menschlicher Erkundungg
In meiner Sache, gnädigster Herr, antworte ich also: Eure kurf. Gnaden
weiß, oder weiß sie es nicht, so laß ich es ihr hiermit kund sein, daß ich das
Evangelium nicht von Menschen sondern allein vom Himmel durch unseren Herrn
Jesum Christum habe, so, daß ich mich wohl hätte mögen einen Knecht und
Evangelisten rühmen und schreiben. Daß ich mich aber zum Verhöre und Gericht:)
erboten habe, ist geschehen, nicht daß ich daran zweifelte, sondern aus übriger
Demut, die anderen zu locken. Nun ich aber sehe, daß meine zu viele Demut ge-
langen will zur Erniedrigung des Evangelii, und daß der Teufel den Platz ganz
einnehmen will, wo ich ihm nur eine Hand breit räume, muß ich aus Not
meines Gewissens anders dazu tun. Ich habe E. k. G. genug getan, daß ich
dies Jahr gewichen bins) E. k. G. zu Dienst. Denn der Teufel weiß gar wohl,
1) Verbot, die Wartburg zu verlassen.
„) Auf dem Wormser Reichstag.
?) Schutz auf der Wartburg.