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zwei und drei in der Nacht gegen den Morgen. Dieses, gnädigster Kurfürst und
Herr, habe ich bald die folgende Stunde, meiner untertänigen schuldigen Pflicht
nach, wiewohl wir Armen, seine Schüler und Jünger von fünfundzwanzig Jahren
her, aufs höchste durch diesen Fall betrübt, Eurer kurfürstlichen Gnaden sollen
eilend schreiben und zu erkennen geben.
Datum in Eil. Eisleben, Donnerstag nach Valentin um vier Uhr früh am
18. Februar Anno 1546.
Eurer kurfürstlichen Gnaden
untertäniger, williger Diener
Justus Jonas.
108.
Die Schlacht bei Mühlberg.
1647.
Quelle: Brief des kurfürstlichen Obersten Wolf von Kreutz
an den Herzog Albrecht von Preußent).
Fundort: Lenz, Die Schlacht bei Mühlberg. Gotha 18679. S. 5—8.
Darnach hat der Kurfürst Meißen eingenommen, eine Zeitlang da still ge-
legen und die Ankunft der Böhmen abgewartet, wie sie zu verschiedenen Malen
geschrieben und durch Gesandte sich haben erbieten lassen.... Do sich aber ihr
Kommen in die Länge gezogen, hat sich die Kaiserliche Majestät zwischen meinen
gnädigen Herrn und die Böhmen geschoben und sich mit seinem Kriegsvolk nach
des Kurfürsten Haufen geneigt, so daß wir die Schiffbrücke gehoben haben und
die Brücke zu Meißen haben abbrennen und bei Nacht haben abziehen müssen,
damit sie unser Volk nicht genau besichtigen konnten. Gegen Mittag des anderen
Tages sind wir nach Mühlberg gekommen und haben dort unser Lager geschlagen.
Am dritten Tage, am Sonntag Misericordia, ist Kaiserliche Majestät um die achte
Stunde jenseits der Elbe gegen uns gekommen und hat allda sein Lager auf-
geschlagen. Da ist ein Bauer gewesen, dem hat der Kaiser 50 Gulden geschenkt,
dafür hat er ihm eine Furt durch die Elbe gewiesen. Als spanische Husaren wohl
zehn oder noch mehr hindurch geritten kamen, haben wir sie wieder zurückgejagt;
dabei sind von den Unseren zwei durch die Kaiserlichen gefangen worden; darunter
ist der Schmied vom Herzog Ernst von Braunschweig gewesen. Die sind vor den
Kaiser, König und Herzog Moritz gebracht worden und haben gesagt, einer wie der
andere, wie stark wir wären, wiewohl es der Kaiser hat nicht glauben wollen,
wie des Landgrafen Kanzler, der Lersener, berichtet, der dabei gestanden. Aber
gleichwohl sind der Kaiser, König und Herzog Moritz in ein Dorf geritten, haben.
dort ihre Rüstung angelegt und danach Alarm schlagen lassen.
Zuerst sind die Husaren an uns gekommen, darauf die spanischen Schützen zu
Roß mit ihren langen Rohren, die uns großen Schaden getan haben. Es folgten
dann die schwarzen Reiter und Herzog Moritz mit seinem Hofgesinde, die sind
immer an uns geblieben, neben, hinter und vor uns, und haben sich die Feinde
11) Im Königsberger Archiv liegt neben der Kopie des Briefes mit der Ausfschrift
„Zeitung“ noch das Original selbst, mit Ort und Datum versehen: „Wittenberg, den
27. Mai 1547.“ Der Brief ist also nicht lange nach der Schlacht in der damaligen Haupt-
stadt Kursachsens geschrieben.
W. u. O. Heinze-Kinghorst, Quelleulesebuch, 1. 12