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urteilen, wohnt mehr Kraft dem Fußvolke bei. Deshalb kämpfen sie untermischt;
denn leicht fügen und schmiegen sich in den Reiterkampf die gewandten Fuß-
kämpfer, die sie aus der gesamten jungen Mannschaft auswählen und vor der
Schlachtreihe aufstellen. Fest bestimmt ist auch ihre Zahl; je hundert sind es aus
jedem Gau, und eben diese Bezeichnung führen sie unter den Ihrigen. Was zuerst
Zahl war, ist nun schon Ehrentitel und Rang. Die Schlachtreihe wird in Keilen
aufgestellt. Vom Platze zu weichen, wenn man nur wieder zum Angriff umkehrt,
gilt mehr für klug als für feige. Die Leichen der Ihrigen retten sie auch aus be—
denklichen Schlachten. Den Schild im Stiche gelassen zu haben, ist die größte
Schandtat: weder beim Opfern gegenwärtig zu sein, noch die Ratsversammlung zu
betreten, ist dem Beschimpften verstattet, und viele, die den Krieg überlebten,
haben ihrer Schmach mit dem Stricke ein Ende gemacht.
7. Bei der Königswahl sehen sie auf Adel, bei der Feldherrnwahl auf Tapfer-
keit. Doch steht auch den Königen keine unbeschränkte oder unabhängige Gewalt
zu; auch die Feldherren — Vorbilder mehr als Befehlshaber — sichern sich ihren
Vorrang durch Bewunderung, wenn sie stets auf dem Platze sind, stets sich hervor-
tun, stets vor der Schlachtreihe sich bewegen. übrigens Todesstrafe zu ver-
hängen oder jemand zu binden oder auch nur zu schlagen, ist lediglich den
Priestern anheimgegeben: nicht wie zur Strafe oder auf des Feldherrn Geheiß,
sondern gleichsam auf Weisung der Gottheit, die sie in den Schlachten gegen-
wärtig glauben. Auch tragen sie Bilder und Zeichen mit in die Schlacht, die sie
aus den heiligen Hainen hervorholen. Was aber vorzugsweise zur Tapferkeit an-
treibt: nicht das Ungefähr oder zufälliges Zusammentreten bildet eine Schar oder
einen Keil, sondern Familien oder Sippschaften, und in der Nähe sind die Gegen-
stände ihrer Liebe. Von dort wird das Geheul der Weiber, von dort das Weinen
der Kinder gehört. Ihr Zeugnis gilt jedem als das heiligste, ihr Lob als das
größte. Vor die Mütter, vor die Frauen bringen sie ihre Wunden, und nicht
scheuen sich diese, sie zu zählen und zu prüfen. Speise und ermunternden Zu-
spruch bringen sie ihnen in den Kampf.
8. Es geht die Uberlieferung, einigemal sei die Schlachtordnung, schon zum
Rückzug geneigt und wankend, von den Weibern wieder hergestellt worden durch
unablässiges Bitten, durch Vorhalten des Busens und Hinweisen auf die nahe
Gefangenschaft, die ihnen ein doppelt unerträgliches ÜUbel dünkt, wenn es ihre
Frauen gilt: so sehr, daß das Freundschaftsband mit den Gemeinden vorzüglich
sest geknüpft wird, die unter den Geiseln auch edle Jungfrauen stellen müssen.
Ja, etwas Heiliges und Prophetisches, glauben sie, wohne in ihnen, und weder
verschmähen sie ihren Rat, noch übersehen sie ihre Aussprüche
9. Unter den Göttern ehren sie am meisten den Merkurius:), dem an be-
stimmten Tagen auch Menschenopfer darzubringen für Recht gilt; um des Herkules
und Mars?) Huld werben sie mit Tieropfen
UÜbrigens die Götter in Tempelwände einzuschließen oder der Menschen-
gestalt irgend ähnlich zu bilden, das, meinen sie, sei unverträglich mit der Größe
der Himmlischen. Wälder und Haine weihen sie ihnen, und mit den Namen der
Götter bezeichnen sie jenes Geheimnis, das sie nur im Glauben schauen.
1) Merkur ist der westgermanische Wodan. Vgl. Mercurü dies (lat.), mercredi (frz.),
Wednesday (engl.), Wöns- und Gönsdag (ndd.) —= Mittwoch.
2) Mars ist der altgermanische Tiwaz (ahd. Zio). Vgl. Martis dies (lat.), mardi (frz.),
lnesday (engl.), Ziestac (ahd., mhd.) — Dienstag.