Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

179 — 
109. 
Die Verschwörung des Kurfürsten Moritz. 
1662. 
Quelle: Vertrag von Chambord zwischen Moritz von Sachsen und Hein— 
rich II. von Frankreich. (15. Januar 1552.) 
Fundort: Druffel, Briefe und Akten zur Gesch, des 16. Jahrh. München 1882. Bd. 3. S. 340—342. 
Von Gottes Gnaden Wir Mauritz, Herzog zu Sachsen, des heiligen Römischen 
Reiches Erzmarschall und Kurfürst, .. und von denselben Gnaden Wir Johans 
Albrecht, Herzog zu Meckelnburg, . und Wir Wilhelm, Landgraf zu Hessen.. 
Zum ersten sehen wir vor Augen die Liste, dadurch unsere Widersacher ver- 
meinen ....t unsere Religion einzuschränken und zuletzt gar auszutilgen 
Zweitens haben wir angesehen, wie die Römische Kaiserliche Majestät heimlich 
und zum Teil öffentlich für und für dahin trachtet, wie sie nicht allein die Kur- 
fürsten und Fürsten, sondern auch die Grafen, Herren vom Adel, die ehrbaren 
Städte und gemeinen Untertanen unseres hochgeliebten Vaterlandes der deutschen 
Nation von ihren alten Libertäten und Freiheiten zu einem solchen viehischen, 
unerträglichen und ewigen Servitut, wie in Hispania und sonst gesehen wird, 
dringen möchte, zumal da auch Seine Majestät darin allbereits ziemlicherweise 
ihren Willen erlangt, wie denn auch unser Schwäher, Vater und Freund, der 
Landgraf zu Hessen, trotz aufgestellter Kapitulation, auch geschehener Zusage und 
Verhandlung zuwider mit unbilliger Gefangenschaft beschwert und darin bis ins 
fünfte Jahr uns allen zu Schimpf und Spott gehalten wird.. So haben wir 
bei uns erwogen, daß wir lieber Not und Tod gewarten wollen, denn einer 
solchen Infamie länger unterwürfig zu sein, und haben uns zur Durchsetzung 
dieses unseres Willens vertrauensvoll in eine Verständigung mit dem Christlichen 
König, Herrn Heinrich II., König zu Frankreich, eingelassen, also daß wir wollen 
mit Heereskraft und gewaltiger Hand das beschwerliche Joch des vorgestellten 
viehischen Servituts von uns werfen und die alte Libertät und Freiheit unseres 
geliebten Vaterlandes der deutschen Nation acerrime1) vindizieren und erretten, 
auch gleichergestalt die Wiedererledigung des bemeldeten Landgrafen Philips, der 
ror aller Völker Recht, Treu und Glauben gefäret?) und gefangen worden, 
uchen 
Und zur Erhaltung des Kriegsvolkes will und soll die Königliche Majestät zu 
Frankreich uns gutwillig jeden Monat reichen und erlegen 70000 Goldkronen 
Und soll hierzu nicht mehr denn ein oberster Feldhauptmann geordnet werden 
über den ganzen hellen Haufen, und ist hierzu der Kurfürst zu Sachsen für ge- 
eignet gehalten und durch uns andere zum Generalobersten erwählt worden 
Es wird für gut erachtet, daß die Königliche Majestät zu Frankreich sofort die 
Städte, so zum Reich von alters her gehört haben und nicht deutscher Sprache 
sind, als nämlich Kamerich, Toll in Lothringen, Metz, Verdun, und was derselben 
mehr wären, ohne Verzug einnehmen und die als ein Vikarius des heiligen 
Reichs, zu welchem Titel wir seine Königliche Majestät zukünftig zu befördern 
geneigt sind, innehabe und behalte; doch vorbehalten dem heiligen Reich seine 
Gerechtigkeit, so es auf denselben Städten hüt 
1) aufs schnellste. 
2) betrogen. 
12“
	        
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