Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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großes Gut und Geld, wie mir dann geboten worden, erlangt haben. Was aber 
Eurer Kaiserlichen Majestät und dem Hause Osterreich an Nachteil daraus ent- 
standen wäre, das haben Eure Kaiserliche Majestät aus hohem Verstand wohl zu 
erwigen · 
Dem allen nach, so ist an Eure Kaiserliche Majestät meine untertänigste Bitte, 
Eure Kaiserliche Majestät wolle solche meine getreuen untertänigen Dienste 
gnädiglich bedenken und mit Herrn Varges oder auf anderem Wege verschaffen 
und verordnen, daß mir solche meine ausgelegte Summe Geldes samt dem 
Interesse 1) ohne längeren Verzug entrichtet und bezahlt werdi ... 
Eurer Kaiserlichen Majestät 
untertänigster 
Jakob Fugger. 
D. Die Bürger. 
Quelle: Seb. Franck: Chronika. Zeitbuch und Geschichtsbibel von An- 
beginn bis 1531. Straßburg 1531. 
Fundort: Albert Richter a. a. O. S. 176. 
Der dritte Stand sind die Bürger oder die Stadtleute; deren sind etliche 
dem Kaiser, wie in den Reichsstädten, etliche den Fürsten verpflichtet, etliche sind 
für sich, wie in der Schweiz und in den Freistädten. Ihr Gewerbe ist mancherlei 
und künstlicher als bei irgend einem Volke auf dem Erdreiche. Wiewohl vor- 
zeiten Barbaren und ein ungeschicktes, kunstloses, wildes, ungezähmtes, krieg- 
gieriges Volk, sind sie doch jetzt ein weltweises, kunstreiches Volk, dazu zu allen 
Händeln kühn und geschickt. — 
Weiter ist auch in mächtigen Freistädten und Reichsstädten zweierlei Volk: 
gemeine Bürger und die Geschlechter, die etwas edel sein wollen und auf adelige 
Manier von ihren Renten und Zinsen leben. Sie leiden keinen gemeinen Bürger 
in ihrer Gesellschaft, ob er ihnen gleich an Reichtum gleichkommt, heiraten auch 
ebensowenig als der Adel unter sie, sondern gleich zu gleich heiratet, wer nicht 
ein Auswurf und nicht verschmäht sein will. Doch haben sie ein Recht, und ist 
kein Teil dem anderen unterworfen. 
Dies Volk lebt untereinander freundlich auf gemeinen und besonderen Plätzen. 
Da kommen sie zuhauf, reden, hantieren und laden einander. Die Kleidung ist alle 
Tage neu. Nicht lange, noch bei Menschengedenken, trug man spitzige Schuhe mit 
langen Schnäbeln, kleine, enge, kurze Kleider, Kappen mit Zotten; jetzt ist alles 
anders und umgekehrt, weit, groß, die Schuhe breit. Der Weiber Kleidung ist jetzt 
Ulbaar. gber ehrbar gemacht und wenig zu tadeln, ausgenommen den fürwitzigen 
erfluß. 
In Messe hören und lesen lassen ist es ein andächtig und abergläubisch Volk, 
das viel aufs Messelesen hält und oft auch vor Tags Mägde und Knechte zu der 
Frühmesse nötigt. Im Almosengeben ist es mild und freigebig, ernährt viel 
Bettelmönche und andere Geistliche, deren sie einen Haufen haben, wie kaum ein 
anderes Volk. Desgleichen viel Stiftskirchen voller Chorherren, Domherren, 
Bischöfe, Prälaten, Abte, Pröpste, Dekane usw. Spitäler hat dies Volk nicht 
wenig; auch in den Städten hin und her viel arme Schüler und Halbpfaffen, 
1) mit Zinsen.
	        
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