Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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4. Wogegen er, wenn man nicht hinübergeht, seine Mittel nicht nur behalten, 
Stralsund schwerlich unangefochten, und allen Handel und Seeverkehr auf Wis- 
mar ungestört lassen, sondern auch in kurzem uns aequo marte 1) auf der Ostsee 
die Spitze bieten, uns Preußen, Livland und alles, was von der See abhängt, 
erschweren wirnd .. 
Nachdem die Reichsräte ihre Stimmen abgegeben, sprach der König Gustav Adolf: 
„Eure Vota beruhen auf solchen Gründen, daß, wer an ihnen zweifelt, ent- 
weder die Sache nicht versteht, oder eine schlechte Gesinnung gegen das Vater- 
land hegt. Daß ich diese Beratung angesetzt habe, geschah nicht deshalb, weil ich 
selber zweifelhaft gewesen wäre, ob die Offensive am besten wäre, sondern des- 
halb, daß ihr die Freiheit hättet, dagegen zu opponieren. Diese Freiheit, zu dis- 
putieren, ob ich recht oder unrecht tat, habt ihr fortan nicht mehr. Meine 
Meinung aber ist: daß ich zu unserer Sicherheit, Ehre und endlichem Frieden 
nichts dienlicher finde als einen kühnen Angriff auf den Feind. Wie ich hoffe, 
daß er dem Vaterlande zum Heil gereichen werde, so hoffe ich auch, daß mir, 
wenn der Verlauf unglücklich ist, keine Schuld zugeschoben werde, denn ich habe 
keinen anderen Zweck im Auge als den Nutzen des Vaterlande “ 
124. 
Eroberung und Zerstörung Magdeburgs. 
1631. 
Quelle: C. Ph. von Chemnitz?), Königlichen Schwedischen in Teutschland 
geführten Krieges 1. Teil. Stettin 1648. S. 166ff. 
Den 9. Tag Mai-Monats auf den Abend hat der General Tilly, wie die 
Sache anzugreifen, Kriegsrat gehalten, weil er sehr gezweifelt, ob ein Sturm zu 
wagen wäre, und sich, daß es mißlingen möchte, sorgte. Doch wie ein vornehmer 
Offizier das Exempel der Stadt Mastricht angeführt, woselbst die Wache in der 
Morgenstunde geschlafen und die Bürger sich zu Hause begeben hatten, durch 
welches Versehen gedachte Stadt mit Sturm übergangen war: ist dahin geschlossen 
worden, folgenden Morgen einen Generalsturm zu versuchen, und hat man sich 
verglichen, daß Feldmarschall Pappenheim . . . das große Werk an der Neustadt, 
Herzog Adolf von Holstein das Werk am Kröckentor, Graf Wolf von Mansfeld den 
Heydeck und dann drei kaiserliche Regimenter mit etlichem ligistischen Volke das 
neue Werk auf dem Werder bei der Brücke anfallen, auch der Sturm zu gleicher 
Zeit, wenn man mit den groben Stücken die Losung geben würde, an allen 
vier Orten angehen solllt 
Ob nun auch den vorigen Abend abgeredet gewesen war, gleich mit dem 
Tage anzugreifen, so hat es sich dennoch, weil der General Tilly so gar am guten 
Erfolg gezweifelt, daß er des Morgens noch einmal Kriegsrat darüber gehalten, 
bis nach 7 Uhr zu Morgens — und zwar zu der Stadt größtem Unglück — ver- 
zogen. Denn es war die Verordnung in der Stadt gemacht, daß bei der Nacht 
die ganze Bürgerschaft und Soldateska auf dem Walle sich finden lassen müsse. 
1) Indem er mit gleichen maritimen Kräften uns gegenübersteht. 
:) Eine schwedische Quelle: Chemnitz hatte vom schwedischen Kanzler Oxenstierna den 
Auftrag erhalten, die Schwedische Geschichte zu schreiben. Zur Quellenfrage über die Zer- 
störung Magdeburgs vgl. F. Hülße: „Historische Tradition der Katastrophe der Stadt 
Magdeburg im Jahre 1631.“ Programm. Magdeburg 1877.
	        
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