Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Des Morgens ging der halbe Teil heim, kam auf den Mittag aber wieder hinauf 
und löste die andere Hälfte ab, welche sich alsdann bis gegen den Abend zu 
Haus verfügte, wo sie sich alle miteinander auf den Posten wiederum versammelten. 
Als nun in der Stadt den 9. Mai Monats beschlossen war, den Tillyschen 
Trompeter mit einer Resolution am nächst kommenden Morgen, den 10., wieder 
abzufertigen, unterdessen aber die ganze Bürgerschaft neben den Soldaten die 
Nacht über auf dem Walle im Gewehr gewesen und des Feindes erwartet hatte, 
vermeinten sie, weil der Feind die Nacht über sich stille gehalten, würde es nun- 
mehr bei hellem Tage nichts sonderlich zu bedeuten haben, noch dazu, da sie des 
vorigen Tages gesehen, wie der Tilly etliche grobe Stücke Geschütz abführen 
lassen. . . Stiegen also die Bürger der halbe Teil ihrer vorigen Gewohnheit 
nach, als die vor dies Mal nunmehr außer Gefahr wären, um 5 Uhr des Morgens 
zu Hause und begaben sich zur Rühe 
Aber wie jene am besten ruhen wollten, die übrigen auf dem Walle mehren- 
teils müde und schläfrig keines Unheils viel weniger eines Generalsturms ge- 
dachten ..., siehe, da richten die Kaiserlichen und Ligisten ihr Vorhaben erstlich 
zu Werke, und fällt der Marschall Pappenheim nach 7 Uhr, wie vorgemeldet, 
das neue Werk bei der Neustadt mit ganzer Macht an, nachdem er dem Volke 
die Losung: „Jesus Maria“ und ein weißes Bändlein um den Arm zum Ab- 
zeichen gegeben; treibt die Soldaten, deren etwa 15 auf diesem Posten gewesen, 
auf den Oberwall, läßt den Oberwall auch bald anlaufen und war schon bis 
über die Brustwehr gekommen: indessen der von Falkenberg nach empfangenem 
Lärmen eben damals vom Rathause mit etlichem Volk, so er in der Eile zu sich 
genommen, angelangt war und ihn von diesem Ort mit Verlust wieder zurück- 
getrieben hat. 
Unterdessen hatte man an der hohen Pforte auch angesetzt, und weil daselbst 
die Wache gar schlecht bestellt war, bald Meister gespielt .. Ob nun auch 
wohl viel Lärmen hierauf überall in der Stadt entstanden, und man die Sturm- 
glocke zu läuten begonnen, auch noch tapfer gefochten ist, so ist doch, da der 
von Falkenberg in dieser Gegend, da er den Feind zurückzutreiben sich bemühte, 
geschossen ward und umkam, eine Konfusion und Schrecken beides unter Soldaten 
und Bürgern entstanden: also daß man nach gänzlicher Eroberung des Walles 
und der Pforte sich in die Stadt flüchtete. 
Inzwischen hatte der Herzog von Holstein am Kröckentor, so er angegriffen, 
weil die Belagerten daselbst sich wohl gehalten, starken Widerstand gefunden. 
Weil aber die Pappenheimischen den Wall bis zu dem gemeldeten Tore ein- 
genommen hatten, so sind sie von hinten auf die Magdeburger angefallen, haben 
sie übermannt und größeren Teils gleich am selbigen Ort niedergemacht. 
Der Graf von Mansfeld verzog eine geraume Zeit mit dem Sturm am 
Heydeck, bis die Pappenheimischen allbereits über die Hälfte in die Stadt hinein 
waren: da man ihm dennoch dergestalt begegnet ist, daß er zweimal hat zurück- 
weichen müssen, bis er endlich, wie schon alles in der Stadt den Mut zur Gegen- 
wehr fallen und die Hände sinken lassen, zu einem eröffneten Tor hineingekommen 
ist... Ist also die Stadt Magdeburg gegen die Neustadt zu vom Feldmarschall 
Pappenheim und dessen untergebenem Volke erstiegen und gewonnen 
Also daß etwa um 11 oder 12 Uhr mittags die Stadt gänzlich in des Feindes 
Gewalt geraten, da mehrenteils die Bürger sich in ihre Häuser begeben haben, 
die anderen aber, so draußen im Gewehr gefunden, niedergehauen worden sind .
	        
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