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Des Morgens ging der halbe Teil heim, kam auf den Mittag aber wieder hinauf
und löste die andere Hälfte ab, welche sich alsdann bis gegen den Abend zu
Haus verfügte, wo sie sich alle miteinander auf den Posten wiederum versammelten.
Als nun in der Stadt den 9. Mai Monats beschlossen war, den Tillyschen
Trompeter mit einer Resolution am nächst kommenden Morgen, den 10., wieder
abzufertigen, unterdessen aber die ganze Bürgerschaft neben den Soldaten die
Nacht über auf dem Walle im Gewehr gewesen und des Feindes erwartet hatte,
vermeinten sie, weil der Feind die Nacht über sich stille gehalten, würde es nun-
mehr bei hellem Tage nichts sonderlich zu bedeuten haben, noch dazu, da sie des
vorigen Tages gesehen, wie der Tilly etliche grobe Stücke Geschütz abführen
lassen. . . Stiegen also die Bürger der halbe Teil ihrer vorigen Gewohnheit
nach, als die vor dies Mal nunmehr außer Gefahr wären, um 5 Uhr des Morgens
zu Hause und begaben sich zur Rühe
Aber wie jene am besten ruhen wollten, die übrigen auf dem Walle mehren-
teils müde und schläfrig keines Unheils viel weniger eines Generalsturms ge-
dachten ..., siehe, da richten die Kaiserlichen und Ligisten ihr Vorhaben erstlich
zu Werke, und fällt der Marschall Pappenheim nach 7 Uhr, wie vorgemeldet,
das neue Werk bei der Neustadt mit ganzer Macht an, nachdem er dem Volke
die Losung: „Jesus Maria“ und ein weißes Bändlein um den Arm zum Ab-
zeichen gegeben; treibt die Soldaten, deren etwa 15 auf diesem Posten gewesen,
auf den Oberwall, läßt den Oberwall auch bald anlaufen und war schon bis
über die Brustwehr gekommen: indessen der von Falkenberg nach empfangenem
Lärmen eben damals vom Rathause mit etlichem Volk, so er in der Eile zu sich
genommen, angelangt war und ihn von diesem Ort mit Verlust wieder zurück-
getrieben hat.
Unterdessen hatte man an der hohen Pforte auch angesetzt, und weil daselbst
die Wache gar schlecht bestellt war, bald Meister gespielt .. Ob nun auch
wohl viel Lärmen hierauf überall in der Stadt entstanden, und man die Sturm-
glocke zu läuten begonnen, auch noch tapfer gefochten ist, so ist doch, da der
von Falkenberg in dieser Gegend, da er den Feind zurückzutreiben sich bemühte,
geschossen ward und umkam, eine Konfusion und Schrecken beides unter Soldaten
und Bürgern entstanden: also daß man nach gänzlicher Eroberung des Walles
und der Pforte sich in die Stadt flüchtete.
Inzwischen hatte der Herzog von Holstein am Kröckentor, so er angegriffen,
weil die Belagerten daselbst sich wohl gehalten, starken Widerstand gefunden.
Weil aber die Pappenheimischen den Wall bis zu dem gemeldeten Tore ein-
genommen hatten, so sind sie von hinten auf die Magdeburger angefallen, haben
sie übermannt und größeren Teils gleich am selbigen Ort niedergemacht.
Der Graf von Mansfeld verzog eine geraume Zeit mit dem Sturm am
Heydeck, bis die Pappenheimischen allbereits über die Hälfte in die Stadt hinein
waren: da man ihm dennoch dergestalt begegnet ist, daß er zweimal hat zurück-
weichen müssen, bis er endlich, wie schon alles in der Stadt den Mut zur Gegen-
wehr fallen und die Hände sinken lassen, zu einem eröffneten Tor hineingekommen
ist... Ist also die Stadt Magdeburg gegen die Neustadt zu vom Feldmarschall
Pappenheim und dessen untergebenem Volke erstiegen und gewonnen
Also daß etwa um 11 oder 12 Uhr mittags die Stadt gänzlich in des Feindes
Gewalt geraten, da mehrenteils die Bürger sich in ihre Häuser begeben haben,
die anderen aber, so draußen im Gewehr gefunden, niedergehauen worden sind .