Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Wie nach völliger Eroberung man die Tore eröffnet hat und die Reiter und 
Kroaten mit Haufen hineingebrochen sind, da ist das Plündern, Rauben, Morden, 
Weiber= und Jungfrauen-Schänden allererst recht angegangen, und so grausam, 
erschrecklich und tyrannisch ist verfahren worden, daß die Feder, solches zu schreiben, 
fast eine Scheu trägt. Es wird berichtet, daß sie in der St. Katharinenkirche 53, 
mehrenteils Weibspersonen, ganz unbarmherzig die Köpfe abgehauen haben 
Es hatte der Feldmarschall Pappenheim, wie die Garnison und Bürgerschaft 
beim ersten Einfall in die Stadt ziemlich mutig sich erwiesen, um solche in Kon- 
fusion zu bringen und ihnen die Gegenwehr zu nehmen, Feuer in die nächst ge- 
legenen Gassen und Häuser werfen lassen, wie solches diejenigen, so er dazu 
kommandiert und hernach unter den Königlichen Schwedischen gedient, selbst be- 
richtet haben . Innerhalb 12 Stunden von 10 Uhr vormittags bis wieder 
10 Uhr zu Nacht ist die ganze Stadt und darinnen 6 schöne große Pfarrkirchen 
samt ihren Türmen . mit allen Stiften und Klosterkirchen durchaus weggebrannt 
und in Asche gelegt worden: bis auf etwa 139 Häuser, die mehrenteils am Fischer- 
ufer gelegen und kleine Hüttlein waren 
Von diesem Brand urteilt ein katholischer Schreiber: „daß wegen der Grau- 
samkeit, so die Kaiserlichen bei der Eroberung begangen hätten, der allmächtige 
Gott sich über sie entrüstete und solchen Brand verstattet habe, damit sie des 
Reichtums und der Mittel, deren sie in der Stadt mächtig geworden waren, nicht 
recht genießen oder gebrauchen möchten ..... 
Belangend die Anzahl derer, so in dieser Eroberung umgekommen sind, ist 
dieselbe, weil das Feuer, wo nicht mehr, doch gewiß nicht weniger als das 
Schwert gefressen, nicht leicht zu wissen. Es haben etliche, weil der General 
Tilly die toten Körper hat nach der Elbe führen und über die Brücke hinaus ins 
Wasser werfen lassen, zwar schließen wollen, daß deren, so bis auf den 21. Mai 
Monats in die Elbe geworfen worden sind, 6400 und etliche 40 gewesen sein 
sollen. Nachdem aber nur diejenigen, so über der Erden, und nicht die, so in den 
verfallenen Häusern, Gewölben und Kellern bei Haufen gelegen haben und auch 
gar verbrannt sind, in dies Fazit kommen, also ist daraus keine Gewißheit zu 
schließen. Aus gemeiner Mutmaßung und Nachricht sind etwa noch in die 400 
Bürger am Leben übrig geblieben... Dieses ist also die Belagerung und Er- 
oberung der uralten berühmten Stadt Magdeburg, welche derselben völligen 
„Ruin und Desolation“ nach sich gezogen hat. 
125. 
Die Schlacht bei Lützen. 
1632. 
Quelle: Bericht des Generals Gallas an den Kaiser über die Schlacht 
bei Lützen 16. Nov. 1632. 
Fundort: Fr. Förster, Wallensteins Prozeß usw. Urkundenbuch. Leipzig 1844. S. 94—96. 
Allerdurchlauchtigster, großmächtigster König, 
allergnädigster Herr Herr! 
Den zwölften dieses Monats ist der Herzog von Friedland sowohl mit seiner 
als auch der Pappenheimschen Armadau) auf Weißenfels gerückt, wo Gustav 
1) Heer.
	        
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