Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Adolf mit seiner Armada war. Und ist unser Volk alles in ebenmäßige gute 
Schlachtordnung auf dem Felde gestellt worden; der Feind aber, nachdem er das 
gesehen, hat sich gegen Naumburg zurückgezogen und angefangen, sich stark zu 
verbauen. Hierauf hat sich der Graf Pappenheim entschlossen, auf Halle zu 
gehen, damit er den Paß in die Stifter öffnen möchte, und hat sich von unserem 
Heere den 14. dieses Monats abgesondert. Der Herzog von Friedland hat aber 
wollen sein Heer in die Winterquartiere verlegen und ist zurückgegangen, hat sein 
Hauptquartier genommen in dem Städtlein Lützen. Der Feind, da er gemerkt, 
daß wir zerteilt, folget der Friedländischen Armee, kommt den 15. über einen 
Paß, so bei einem Dorfe, Rippach genannt, fängt an, mit den kroatischen Truppen 
zu scharmützeln, und weil die Nacht herankommt, bleibt er die Nacht im Felde 
in Schlachtordnung liegen. Tags darauf geht er alsbald früh auf unsere Armee, 
die sich in der Nacht auch in Schlachtordnung gesetzt, scharmützelt mit den Kroaten, 
bis er so nahe kommt, daß man von beiden Seiten mit Stücken aufeinander spielt, 
führt seine Truppen auf die unfrigen ungefähr dreihundert Schritt voneinander 
und setzet sodann auf den linken Flügel, den Herr Holke kommandiert. Und da 
man eben treffen will, kommt der Herr Graf Pappenheim mit seiner Kavallerie 
auf dem linken Flügel und fängt die Schlacht an um 11 Uhr vormittags. Allda, 
bald im Anfange ist der Herr von Pappenheim mit zwei Schüssen verwundet von 
der Wahlstatt weggeführt worden und ist bald darauf verschieden. Sobald aber 
des Feindes Truppen auf unsere Kürassiere getroffen, kommt das Geschrei, der 
König sei gefangen, und bald darauf, er sei tot .. Nichtsdestoweniger setzten die 
Truppen stark aufeinander, also daß eine große Verwirrung sowohl auf unserer 
als auch auf des Feindes Seite sich erhoben hat. Der dicke Nebel aber hat ver- 
hindert, daß man die große Verwirrung sehr gemerket. Hierauf setzet das Regi- 
ment des Obersten Comargo nebst fünf Kompanien Reiter auf des Feindes 
Mitte, welche von 37 Fähnlein ist gewesen, darunter das alte blaue Regiment, 
kommen mitten darein, trennen und schlagen sie ganz. Des Feindes Reiter aber 
kommen zu Hilfe, verhindern, daß man des Königs Körper nicht hat können weg- 
bringen, und bringen unsere Reiterei wieder in Unordnung, also daß unsere Ar- 
tillerie bloß stehen bleibt. Unsere Infanterie, die von den Reitern bloß gelassen 
war, trat zu den anderen, spielten aufeinander ganzer sechs Stunden lang und 
haben keinen Fuß breit Erde verloren. Unsere Reiter, so ohne eine Ursache zurück- 
gewichen, fallen auf unsere Bagage, nehmen einen Raub und fliehen ein Teil 
nach Halle; einen Teil aber hat Herr Holke wieder zusammengebracht und führet 
sie wieder auf die Wahlstatt. Hierauf spielet der Feind gar stark mit Stücken 
und führet seine Kavallerie ab, den Unsrigen aber kommt eine Unterstützung von 
fünf Pappenheimschen Regimentern zu Fuß, welche der einfallenden Nacht wegen 
nicht haben zum Angriff kommen können. Unsere Artillerie war aus der Stadt 
Leipzig bespannet, die Fuhrleute dazu waren aus der Stadt und vom Lande. 
Bei angehender Schlacht aber rissen dieselben mit einem Teile der Pferde aus, 
einen anderen Teil der Pferde haben unsere eigenen Reiter genommen, also daß 
man aus Mangel der Vorspannung die Stücke im Felde hat müssen stehen lassen. 
Es ist 8 ganzer Stunden gefochten worden, und haben die Truppen nie über 
anderthalbhundert Schritt voneinander gehalten... Und ist unsere Armee gegen 
Leipzig, die des Feindes aber gegen Weißenfels gegangen. Nach der Zeit hat 
der Feind nichts mehr versucht, haben auch keine gewisse Nachricht gehabt, ob 
der Schwede gewiß in Person geblieben. Den 19. dieses hat man Gefangene ein-
	        
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