Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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gebracht, welche berichten, sie hätten tags zuvor eine Versammlung gehabt, bei 
welcher der König sich selbst nicht hätte sehen lassen, sondern seine Karosse wurde 
verschlossen geführt und von einer Abteilung Reiter begleitet. Heute abend aber 
kommt vom Feinde ein Trompeter, saget ausdrücklich, der König sei tot, habe 
zwei Schüsse empfangen, einen in den Arm, den anderen in die linke Seite, und 
sei in den Armen des Herzogs Franz Albrecht von Sachsen verschieden. Und hat 
der Herzog von Friedland mit dieser Zeitung den Generalquartiermeister an Ihre 
kais. Maj. abgefertigt. Was weiter verlaufen wird, will ich Ew. Maj. in Unter- 
tänigkeit berichten; bitte aber ganz untertänig, Ew. Majestät wollen es mir ver- 
zeihen, daß ich so spät geschrieben; denn ich viel lieber später die wahre Be- 
schaffenheit als vor der Zeit eine fliegende Märe Ew. Maj. vorbringen will. 
Und verbleibe hiermit 
Ew. Maj. untertänigster, gehorsamster Diener 
Matthias Graf von Gallas. 
126. 
Eine schwedische Stimme zu Wallensteins Fall. 
Quelle: C. Ph. Chemnitzh, Königlichen Schwedischen in Teutschland 
geführten Krieges 2. Teil. Stockholm 1653. S. 330—331. 
Also mußte der in der ganzen Christenheit so gewaltig „beschreiete“:) Herzog 
von Friedland mit einem liederlichen, unlöblichen und schändlichen Ende, wie ein 
Rebell und an seiner Herrschaft treuloser, meineidiger Verräter sein Leben be- 
schließen, welchen, je höher das Glück über alle von seinem Stande zu unseren 
Zeiten erhoben, je schwerer und härter ist der Fall gewesen, wodurch es ihn ur- 
plötzlich hinwiederum zu Boden gestürzt hat. — Seinem Herrn, dem Römischen 
Kaiser, hat er sich jederzeit getreu erwiesen und denselben immerfort je größer 
und größer zu machen sich mit äußerstem Fleiße bemühet. Daher wir nicht ohne 
Ursache zweifeln: Ob er von Anfang der vorhabenden Traktaten es mit der 
Konspiration wider den Kaiser in rechtem Ernst gemeinet .. Oder ob nicht 
der ganze Handel von ihm dazu angesehen gewesen, die Evangelischen zu be- 
trügen, Trennungen unter ihnen anzurichten und also bei gegebener Gelegenheit 
denselben Abbruch zu tun? Worüber er, weil der Scherz zu grob geworden und 
er gar zu extravagante, wunderbarliche Manieren in seinen Reden und Aktionen 
gebraucht, beim Kaiser in Verdacht geraten, welcher von seinen Mißgönnern und 
Widersachern dergestalt fomentieret 3) worden und zugenommen, daß er endlich 
die Pläne, so er anfangs wider die Evangelischen listiglich und betrüglicher Weise 
zum Schein geführt, hierdurch gleichsam genötigt und gezwungen, in Ernst, wie- 
wohl gar zu spät, hat ergreifen müssen. Dem sei nun, wie ihm wolle, so hat der 
Ausgang erwiesen, daß der Herr Reichskanzler 4) von ihm und seinem Beginnen 
recht geurteilt: Es würde ihm unmöglich fallen, solch Vorhaben ins Werk zu 
setzen, und hätte er mehr auf sich genommen, als er würde prästieren können. 
Denn als seine letzte Intention und sein Abfall sich recht entdeckte, haben die 
1) Über Chemnit siehe Nr. 124. Anmerkung. 
3) berühmte. 
2) vergrößert. 
") Oxenstierna.
	        
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