Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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kaiserlichen Offiziere die Pflicht, womit sie an den Kaiser gebunden waren, mehr 
als den Respekt, den sie gegen ihn hegten, bei sich gelten lassen und sich größten- 
teils von ihm abgewandt, also daß auch seine eigenen Kreaturen, denen er am 
meisten vertraut, an ihm zu Mördern geworden sind. 
127. 
Erlebnisse des Pfarrers Martin Bötzinger im 30jährigen Kriege. 
Quelle: Kraus, Hildburghausische Kirchen-, Schul= und Landeshistorie. 
1730. 1) 
Fundort: G. Freytag, a. a. O. Bd. 3. S. 124—133. 
Fünf Jahre lang war ein ruhiger Zustand im Land bis Anno 1632, außer 
daß mancher kaiserliche Zug zu zwei, drei und mehr Regimentern hin= und herzog, 
die im Amte Heldburg auch oft Quartier nahmen und ausmergelten. Ich hatte 
zu Poppenhausen keine Not. Wollte wünschen, daß ich's jetzo so gut hätte, als 
ich's vorm Kriege gehabt. Da aber das Feuer des Krieges wollte ankommen, 
reformierten die benachbarten Bischöfe stark, schickten Jesuiten und Mönche mit 
Diplomatibus ins Land, restituierten die geistlichen Güter und Klöster. Die 
Fürsten hatten ihre Verteidiger hin und wieder, die bisweilen im benachbarten 
Papstium mauseten und dort die Hornissen aufstörten. Ein jeder Verständige 
konnte wohl merken, die Sache würde ärger werden. Es flüchteten auch die 
Edelleute, ihre Pfarrer, Vögte usw. das Ihrige in unsere Städtlein und Dörfer; 
sie hofften hier sicherer zu sein als in ihren Orten. 
Anno 1631 Michaelis kam König Gustavus aus Schweden plötzlich über den 
Wald, als wenn er flöge, Königshofen und viele andere Orte bekam er ein, und 
es ging sehr bunt daher. Unsere vom Adel warben dem König Volk, das im 
Mausen und Rauben just so arg war als die Feinde. Sonderlich nahmen sie den 
benachbarten Katholischen ihre Kühe, Pferde, Schweine, Schafe und trieben sie gen 
Heldburg; da war ein Gekauf, eine Kuh für einen Dukaten, ein Schwein für 
einen Taler. Und oft liefen die Papisten her und sahen, wie und wer ihr 
Vieh kaufte, sie lösten es auch selber oft wieder ein. Es wurde ihnen aber 
so oft genommen, daß sie des Lösens müde wurden, und waren die benach- 
barten Papisten übel dran. Wir allhier zu Poppenhausen verwahrten ihnen aus 
Nachbarschaft ihr bißchen Habe in Kirche und Häusern, so weit es helfen wollte. 
Da sich aber Anno 1632 das Blatt wandte, und die drei Generäle, Fried- 
länder, Tilly und der Bayerfürst, Koburg und das Land einnahmen, halfen 
die benachbarten Papisten rauben und brennen, und fanden wir bei ihnen keine 
Treue noch Sicherheit. 
Als man am Abend vor Michaelis 1632 die Kartaunen von Koburg hörte, als 
Losungsschuß, daß der Feind ankäme und jeder sich in acht nähme, zog ich nach 
Heldburg, wohin ich schon mein Weib und Kind geschickt hatte. Die Stadt hielt 
ihre Wache, meinte nicht, daß es so übel ergehen würde. Der Bürgermeister und 
etliche des Rats entflohen, mein Schwiegervater war Verwalter über Pulver, 
1) Sie enthält die handschriftlich hinterlassene Lebensbeschreibung des Martin 
Bötzinger, Pfarrers zu Poppenhausen bei Heldburg in Franken. Der Anfang und der 
letzte Teil sind vernichtet.
	        
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