Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Dörfern sind die Häuser voll Leichname und Aser gelegen, Mann, Weib, Kinder 
und Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben- und untereinander, 
vom Hunger und von der Pest erwürget und voller Maden und Würmer, und 
sind von Wölfen, Hunden, Krähen und Raben gefressen worden, weil niemand ge— 
wesen, der sie begraben, beklaget und beweinet hat . .. Deutschland lieget im 
Kote, Schmach, Jammer, Armut und Herzeleid bis über die Ohren; die viel 
tausend mal tausend armen jungen Seelen, so unschuldig bei höchster Unwissenheit 
in diesem Kriege sind hingeschlachtet worden, schreien Tag und Nacht unauphörlich 
zu Gott um Rache, und die Schuldigen, die es verursacht, sitzen in stolzer Ruhe, 
Freiheit, Frieden und Sicherheit und halten Gastereien und Wohlleben. 
2. Quelle: „Liste der abgebrannten Sthäter, Schlösser und Dörffer.“ 
(im Reichsarchiv in Stockholm). 
Übertragung: C. Dudick, Schweden in Böhmen und Mähren 1640—1650. Wien 1879. S. 377. 
Berzeichnis der im 30 jährigen Krieg zerstörten Ortschaften. 
  
  
  
  
  
  
Schlösser Städte Dörfer 
In Pommern, Mecklenburg und Holstin 2038 307 2041 
In der Mark Brandenburg.. . .... . ... 48 60 5000 
In Meiene 96 155 1386 
In Schlesen 118 36 1025 
In Mähtten 63 22 333 
In Böhmhmen. 215 80 813 
In Osterreien 51 23 313 
In der Pfalz... ...... . ... 109 106 807 
In Franken... ... . . . . ... 44 26 313 
In Vogtland und Thüringen . . . .. . . ... 68 41 409 
Im Stift Merseburg, Halle, Magdeburg, Halber— 
stadt, Hildechhen. 217 103 1105 
Braunschweig, Lüneburg und Stift Blremen 50 38 406 
Stift Osnabrück, Minden, Paderborn, Fuilda 213 304 1027 
Westfallllen 119 97 1019 
Im Stift Köln, Metz, Trir. 327| 205 2033 
Stift Würzuntnneg 15 10 80 
Gegen Limburg. .. ....... . . .... 20 1056 200 
summa 1976 1629 18310 
B. Verwelschung deutschen Lebens. 
Quelle: Moscherosch, Wunderliche und wahrhaftige Gesichte Phi- 
landers von Sittewald. 2. Teil. Straßburg 1650. Aus der Zuschrift 
an den Verleger S. 12 u. 13 und aus dem ersten Gesicht S. 146—148. 
1. Fremde Trachten. 
Dies ist, sage ich, das erste Gesicht des anderen Teils, darin dasjenige be- 
griffen ist, davon ehrliebende, gewissenhafte Biederleute heutigen Tages singen 
und sagen, schreien und klagen. Ein Muster unserer deutschen Unart, des Übel-
	        
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