Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

Meinem Dater. 
uf ragender Höhe rüstigen Schaffens trat der Tod zu Dir, nahm Dir am 
Schreibtisch die Feder aus nimmermüder Hand und führte Dich aus Deiner 
Familie, in der Du standest als lichtes Ideal Deines Trau= und Grabtextes: 
„Glaube, Liebe, Hoffnung — aber die Liebe ist die größeste unter ihnen,“ in 
das Reich der Verklärten. Um Deinen Grabhügel scharten sich Deine Schüler, 
alte und junge Lehrer. Du warst ihnen mehr gewesen als ein Lehrer, hattest 
ihnen mehr gegeben als Dein reiches Wissen: sie hatten in bildsamer Jugend- 
zeit einen Blick tun dürfen in eine herzensgute und freundliche, wohin sie 
trat, Licht und Leben spendende, offene und ehrliche, gerade und grundwahre 
Persönlichkeit. Damals verlor Dich, wer Dich gekannt hatte. 
Und doch! bist Du gleich unserem irdischen Auge entrückt, so hast Du 
doch nicht aufgehört, weiter unter uns zu leben und zu wirken, Du licber 
„Alfelder Geschichtsheinze“, wie Dich noch heute dankbaren Herzens das heran- 
gewachsene Geschlecht Deiner Jünger und Schüler nennt. Die Saat, die Du 
in langen, mühsam dem Dienst und dem öffentlichen Wirken abgerungenen 
ernsten Arbeitsstunden ausgestreut hast, ist aufgegangen: die Zahl der Auflagen 
Deiner Geschichtsbücher zeugt davon. Es war Dir nicht vergönnt, das wachsen 
zu sehen, was Du einst in Liebe gepflanzt hast. Aber es ist gewachsen, ist ein 
kräftiges Bäumchen geworden: Dein Werk, guter Vater! Und nun ist „Dein 
Junge“ gekommen, hat das väterliche Handwerk erlernt und will, vereint mit 
einem lieben und geschätzten Bekannten, Deine Erbschaft antreten. In Deinem 
Geiste will er an Deinem Werke weiter schaffen und so eine tiefe Dankesschuld 
an Dich abzutragen versuchen. Möge es gelingen, an Deinen Büchern die 
Wahrheit des alten Trauer= und Trostwortes zu beweisen: „Selig sind die Toten, 
die in dem Herrn sterben von nun an. Denn ihre Werke folgen ihnen nach!“ 
Otto Heinze.
	        
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