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Es ist dies ein schmaler Steg zwischen unabsehbaren Sümpfen, einst von Lucius
Domitius!) ausgedämmt; im übrigen war das Land morastig, voll zähen, dicken
Schlammes oder gefährlich wegen versteckter Bäche; rings herum allmählich an-
steigende Waldungen, die damals Arminius vollständig besetzt hielt, da er auf
Richtwegen und in schnellem Marsche den Soldaten, die an Gepäck und Waffen
schwer zu tragen hatten, zuvorgekommen war. Cäcina, der hin und her überlegte,
wie er die Brücken, die vor Alter eingesunken waren, herstellen und dabei den
Feind abwehren könnte, beschloß, auf dem Punkte ein Lager aufzuschlagen, damit
zugleich die Arbeit und von anderen der Kampf begonnen würde.
64. Die Barbaren, deren Streben es war, die Posten zu durchbrechen und
sich auf die, welche beim Schanzen beschäftigt waren, zu stürzen, beunruhigten
uns, zogen um uns herum, stießen mit uns zusammen. Durcheinander hörte man
das Rufen der Arbeiter und der Kämpfer. Und alles stand den Römern gleicher-
maßen entgegen: der Boden mit seinem tiefen Schlamme, nicht haltbar genug, um
fest zu stehen, zu schlüpfrig, um sicher vorzurücken, die Soldaten, niedergedrückt durch
die Last der Panzer; auch die Wurfgeschosse konnten sie mitten im Wasser nicht
recht schwingen. Anderseits die Cherusker, gewohnt, in Sümpfen Schlachten zu
schlagen, schlanke Gestalten, ungeheure Lanzen, geschickt, selbst aus der Ferne
Wunden beizubringen. Erst die Nacht entzog die schon wankenden Legionen dem
ungünstigen Kampfe. Die Germanen, des glücklichen Erfolges wegen unermüdlich,
verstatteten sich auch da noch keine Ruhe: was an Gewässern auf den rings an-
steigenden Höhen entspringt, das leiteten sie in die Niederungen. Da so das Erd-
reich unter Wasser stand und überflutet ward, so viel von der Verschanzung fertig
war, verdoppelte sich der Soldaten Mühe. Das war das vierzigste Jahr, das
Cäcina, gehorchend oder befehlend, im Kriegsdienste zubrachte, in glücklichen wie
mißlichen Lagen wohlbewandert und deshalb unverzagt. Wie er so die Zukunft
überdachte, fand er kein anderes Mittel, als den Feind in den Wäldern fest-
zuhalten, bis die Verwundeten und, was den schwerer beweglichen Teil des Heeres
bildete, voraus wären. Inmitten nämlich der Berge und Sümpfe erstreckte sich
eine Ebene, die einen Marsch in schmalen Zügen verstattete. Bestimmt wird von
den Legionen die fünfte für den rechten Flügel, die einundzwanzigste für den
linken, die erste, den Zug zu führen, die zwanzigste zur Abwehr gegen etwaige
Verfolgung).
65. Das Entgegengesetzte wirkte zusammen, die Nacht zu einer ruhelosen zu
machen: die Barbaren erfüllten bei festlichem Mahle mit frohem Gesange oder
wildem Getöse die Täler zu ihren Füßen und die widerhallenden Waldhöhen: bei
den Römern trübe Wachtfeuer, abgerissene Laute, und sie selbst lagerten ohne
Ordnung am Walle oder irrten durch die Zelte, schlaflos mehr als wachend. Den
Feldherrn schreckte überdies ein grauenvoller Traum. Er glaubte den Quintilius Varus,
mit Blut bespritzt, aus den Sümpfen aufsteigen zu sehen und zu hören, wie er ihn
gleichsam zu sich rief; doch habe er ihm nicht Folge geleistet, und die Hand, die er
ihm entgegenstreckte, zurückgewiesen. — Ass der Tag graute, wichen die Legionen,
1) Der Legat Lucius Domitius Ahenobarbus war nach dem ersten Weggange des
Tiberius einige Jahre (6—2 v. Chr.) in Germanien tätig. ·
2)DieLegionen,diedasrömischeReichaufstellte,erhielten(wieun1ereTruppen-
einheiten) Nummern; außerdem hatten sie meistens noch besondere Beinamen nach dem
Standquartier, nach den Kaisern als Chefs, nach Gottheiten usw. oder irgendwelche ehrende
Prädikate.