Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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b) Seidenindustrie. 
Quelle: Politisches Testament Friedrichs des Großen von 1752. 
Ubersetzung aus dem Abdruck des französischen Textes bei G. Küntzel a. a. O. Bd. 2. S. 19 und 24. 
Damit alles planvoll zum Aufschwunge des Landes ineinandergreife, habe 
ich zugleich mit der Einführung des Seidenbaues Stoff= und Sammetmanu- 
fakturen eingerichtet. Die Ansiedelung der Arbeiter hat mir große Kosten ver- 
ursacht. Um sie mit der Zeit zu vermindern und diese fremde Kunst einzubürgern, 
halte ich den Arbeitern 40 Lehrlinge auf meine Kosten und ersetze sie durch 
andere, sobald sie Meister werden. Wir haben gegenwärtig 500 Seidenwebstühle 
in Berlin und in Potsdam. Das ist aber erst ein schwacher Anfang . . . Zur 
Förderung dieser Manufakturen muß man nicht allein den im Lande gearbeiteten 
Stoffen freie Ausfuhr gewähren, sondern man muß auch (wie es in England 
geschieht) den Kaufleuten, die sie im Auslande absetzen, bestimmte Prämien be- 
willigen. Da wir bei weitem nicht so viele Webstühle besitzen, als wir brauchen, 
so wird der Herrscher die Seidenindustrie nur dann zur Blüte bringen, wenn er 
den Kaufleuten, die sich damit abgeben, große Summen spendet, sollte diese Auf- 
gabe auch jährlich bis auf 100000 Reichstaler gehen. Ferner wird man die Zahl 
der auf Kosten des Herrschers unterhaltenen Lehrlinge einige Jahre lang auf 
200—300 erhöhen müssen. Wir werden dann im ganzen 2000 Webstühle aufstellen 
können. Ich habe ferner in Berlin ein großes Seidenlager errichtet, dessen 
Grundvermögen ich bis auf 100000 Reichstaler zu steigern hoffe, so daß unsere 
Arbeiter, wenn die Seide teurer wird, zum selben Preise arbeiten, ja denen in 
Leipzig, Hamburg und selbst in Holland den Rang ablaufen können. 
pc) Kanalbauten. 
Quelle: Kabinettsorder über den Plauer Kanal 1743. 
Fundort: Stadelmann a. a. O. Bd. 2. S. 258—259. 
Nachdem Se. Kgl. Maj. resolviret haben, daß die einige Jahre her auf den 
Tapis gewesenen) Sache wegen Anlegung eines Canals aus der Plauenschen See, 
zwischen der Havel und Elbe, nunmehr mit allem Ernst vorgenommen und, 
daferne das Werk practikable ist, mit dem fördersamsten . zu Stande gebracht 
werden soll; Als befehlen Sie dero Generaldirectorio die Sache sonder 
weiteren Anstand vorzunehmen und nach gründlicher Überlegung Höchst- 
deroselben. . zu berichten: 
1. Ob die Anlegung solches Canals practicable und der Fall des Wassers 
überall da ist? als welcher wegen nöthigenfalls sofort jemand, so des nivellirens 
wohl kundig ist, dahin geschicket werden solll 
2. Wie viel solcher Canal zu machen und im Stande zu setzen kosten wird? 
auch in wieviel Zeit solcher fertig werden kann? 
3. Wie hoch der jährliche Ertrag davon ohngefähr seyn wird? ob sich solcher 
überall verinteressiren, auch die Unterhaltungskosten zu gleich mit abwerfen wird? 
4. Wieviel durch Verkürtzung der Fahrt zwischen der Havel und Elbe Se. Kol. 
Maj. auf den andern Elb= und Havelzöllen, so alsdann nicht berühret werden 
dürfen, verlieren möchten? 
1) vor einigen Jahren zur Sprache gebrachte.
	        
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