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Anhänger der verfolgten Religion ihr Vaterland verlassen, und Tausende von
Untertanen würden unsere Nachbarn mit ihrem Gewerbefleiß bereichern und ihre
Volkszahl vermehren . . . Ich bin gewissermaßen der Papst der Lutheraner und
das kirchliche Oberhaupt der Reformierten. Ich ernenne Prediger und fordere
von ihnen nur Sittenreinheit und Versöhnlichkeit. Ich erteile Ehedispense und
bin in diesem Punkte sehr nachsichtig, da die Ehe im Grunde nuͤr ein bürgerlicher
Vertrag ist, der gelöst werden kann, sobald beide Parteien damit einverstanden
sind! Außer wenn es sich um Bruder und Schwester, Mutter und Sohn, Tochter
und Vater handelt, erlaube ich weitherzig, daß man sich nach Herzenslust heirate;
denn diese Verbindungen stiften keinerlei Schaden.
Alle anderen christlichen Sekten werden in Preußen geduldet. Aber dem
ersten, der einen Bürgerkrieg entzünden will, schließt man den Mund, und die
Lehren der Neuerer gibt man der verdienten Lächerlichkeit preis. Ich bin un—
parteiisch zwischen Rom und Genf. Will Rom sich an Genf vergreifen, so bekommt
es unrecht. Will Genf Rom unterdrücken, so wird Genf verurteilt. Auf diese
Weise kann ich dem religiösen Haß steuern, indem ich allen Parteien Mäßigung
predige. Ich suche aber auch Einigkeit unter ihnen zu stiften, indem ich ihnen
vorhalte, daß sie alle Mitbürger eines Staates sind, und daß man einen Mann
im roten Kleide ganz ebenso lieben kann, wie einen, der ein graues Gewand
trägt. Ich suche gute Freundschaft mit dem Papste zu halten, um dadurch die
Katholiken zu gewinnen und ihnen klar zu machen, daß die Politik der Fürsten
die gleiche bleibt, auch wenn die Religion, zu der sie sich bekennen, verschieden ist.
C. Der König über die Schulen!).
Quelle: Friedrich an den Minister Freiherrn von Zedlitz. 5. Sept. 1779.
Fundort: G. Mendelssohn-Bartholdy a. a. O. S. 476—478.
Da ich gewahr geworden, daß bei den Schulanstalten noch viele Fehler
sind, und daß besonders in den kleinen Schulen die Rhetorik und Logik nur sehr
schlecht oder gar nicht gelehrt wird, dieses aber eine vorzügliche und höchst not-
wendige Sache ist, die ein jeder Mensch in jedem Stande wissen muß, und das
erste Fundament bei Erziehung junger Leute sein soll — denn wer zum besten
räsoniert, wird immer weiter kommen als einer, der falsche Consequences ziehet,
— so habe Euch hierdurch meine eigentliche Willensmeinung dahin bekannt
machen wollen.
Wegen der Rhetorik ist der Quintilian, der muß verdeutschet und darnach in
allen Schulen informiert werden
Zum Unterricht in der Logik ist die beste im Deutschen von Wolff""X⅝
Lateinisch müssen die jungen Leute auch absolut lernen, davon gehe ich nicht
ab; es muß nur darauf raffiniert werden, auf die leichteste und beste Methode,
1) Bereits den 12. August 1763 hatte der König das „General-Land-Schul-
Reglement“ vollzogen, durch welches dem in Verfall geratenen Schulwesen auf dem
Lande aufgeholfen werden sollte. Im Vorwort dazu heißt es: „Denn so angelegentlich
wir nach wiederhergestellter Ruhe und allgemeinem Frieden das wahre Wohlsein unserer
Länder in allen Ständen uns zum Augenmerk machen, so nötig und heilsam erachten wir
es auch zu sein, den guten Grund dazu durch eine vernünftige sowohl als christliche
Unterweisung der Jugend zur wahren Gottesfurcht und andern nützlichen Dingen in der
Schule legen zu lassen.“