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den Unterricht der jungen Leute so einrichten, daß sie das Notwendige, was zu
ihrem Wissen notwendig ist, lernen, aber auch in der Art, daß die Leute nicht
aus den Dörfern weglaufen, sondern hübsch da bleiben
75.
Soziale Politik Friedrichs des Großen.
A. Der preußische Adel unter Friedrich dem Großen.
Quelle: Politisches Testament Friedrichs des Großen von 1752.
Übersetzung aus dem Abdruck des französischen Textes bei G. Küntzel a. a. O. Bd. 2. S. 32—33.
Ein Gegenstand der Politik des Herrschers dieses Staates ist die Erhaltung
seines Adels. Denn welcher Wandel auch eintreten mag, er wird vielleicht einen
reicheren, aber niemals einen tapferen noch treueren Adel bekommen. Damit er
sich in seinem Besitze behaupte, ist es notwendig, die Bürgerlichen zu verhindern,
adlige Güter zu erwerben und sie zu veranlassen, ihre Vermögen im Handel an-
zulegen, so daß, wenn ein Edelmann seine Güter verkaufen muß, nur Edelleute
sie erwerben.
Ebenso muß man den Adel hindern, auswärts zu dienen, vielmehr ihm
Standesbewußtsein und vaterländischen Sinn einflößen. Daran habe ich ge-
arbeitet und während des Ersten Schlesischen Krieges mir alle mögliche Mühe ge-
geben, um den gemeinsamen Namen Preußen in Aufnahme zu bringen, um alle
Offiziere zu lehren, daß, aus welcher Provinz sie auch stammen, sie alle als
Preußen zu gelten haben, und daß aus demselben Grunde alle Landschaften, ob-
wohl voneinander getrennt, nur ein einziges Staatsgebilde ausmachen.
Es gebührt sich, daß der Adel lieber seine Dienste dem Vaterlande als
irgend einer anderen Macht widmet. Aus diesem Grunde sind strenge Verfügungen
gegen die Edelleute erlassen, die ohne Erlaubnis in der Fremde Dienste nehmen.
Da aber viele Edelleute den Müßiggang und ein schlechtes Leben dem Waffen-
ruhm vorziehen, so ist es notwendig, denen, die dem Staate dienen, Aus-
zeichnungen und Vorrechte zu verleihen, die aber, die nicht dienen, davon aus-
zuschließen. Von Zeit zu Zeit muß man die jungen Edelleute in Pommern, Ost-
preußen und Obersch'esien versammeln, um sie, unter die Kadetten zu stecken und
sie darauf in das Heer einzustellen.
B. Friedrichs des Großen Sorge für die Bauern.
1. Quelle: Anweisung Friedrichs für das Generaldirektorium vom 20. Mai
1748.
Fundort: Acta Borussica. Beh.-Org. a. a. O. Bd. 7. S. 55.
Seine Majestät wissen, daß eins der Dinge, welche dem Baueremann hart
und ganz unerträglich fallen, die schweren und ganz unerträglichen Dienste sind,
welche dieselben tun müssen, wobei meistenteils für den Gutsherrn wenig Nutzen,
für den Bauersmann aber sein gänzlicher Verderb augenscheinlich herauskommt.
Es befehlen daher Se. königl. Majestät ernstlichst, daß das General-Direktorium
sich ein ganz besonderes Werk daraus machen und nicht nur in jeder Provinz,
sondern auch in jedem Kreise derselben eine ernsthafte Untersuchung anstellen soll,