Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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gage!) erschwerte den Marsch bei der ungünstigen Witterung und den schlechten 
Wegen gewaltig und gab Veranlassung zu unnützen Mühseligkeiten und Plackereien; 
es bedurfte nur des Liegenbleibens eines Wagens oder einer Kanone, was wegen der 
schlechten Bespannung und mangelhaften Ausrüstung häufig genug vorkam, um 
Stockung und stundenlangen Aufenthalt in die ganze Maschine zu bringen . .. Obgleich 
ein Tagemarsch selten über sechs Stunden Weges betrug und man sich vor Ausbruch 
des Tages in Bewegung setzte, erreichten die Truppen doch erst spät nachmittags 
gänzlich ermüdet die Quartiere. Ein großer Teil des Tages ging auf den Sammel- 
plätzen des Regiments hin, denn wenn auch Bataillone und Kompagnien nach 
ihren Quartieren viel näher gehen konnten, so hätte man das um keinen Preis 
gestattet. Alles mußte sich jeden Morgen auf dem Sammelplatz des Ganzen ein- 
finden. Hier besichtigten die höheren Befehlshaber erst den Anzug und dessen 
Sauberkeit, es wurden Strafen vollzogen, die Parole ausgegeben, bogenlange 
Befehle diktiert und mit müßigen Dingen die Zeit verbracht, so daß ein paar 
Stunden verflossen waren, bevor das Regiment sich mit der gehörigen Weit- 
schweifigkeit und allen Formen wieder in Bewegung setzte. Während des Marsches 
selbst wurde dann die Truppe durch beständiges Halten und Stocken ermüdet . . . 
man quälte sie auch damit, daß keine Stadt, kein erbärmliches Nest durchschritten 
wurde, ohne vorher, selbst beim übelsten Wetter, haltzumachen, um sie sich in 
Paradeanzug setzen zu lassen. War man endlich müde und matt ins Quartier ge- 
langt, dann gab es hundert Obliegenheiten und Pflichten zu erfüllen, so daß 
Offiziere und Unteroffiziere nie vor spät abends an Ruhe und Erholung denken 
konnten ... Die Folge dieser Plackereien und der oft bis zur Grausamkeit ge- 
triebenen Strenge der höheren Vorgesetzten gegen den gemeinen Mann zeigten 
sich bald, denn die Desertion der Ausländer, unter denen freilich genug Vaga- 
bunden sich befanden, riß im Regiment so stark ein, daß nach Ankunft im Hildes- 
heimschen 40 Mann fehlten. Nach Verlauf von sechs Monaten, als wir ins Han- 
noversche eingerückt waren, betrug die Zahl der Deserteure, die sich täglich ver- 
mehrte, schon über 200, so daß Ersatzmannschaften nachgeschickt werden mußten. 
Dies Verhältnis fand so ziemlich bei allen Regimentern der mobilen Armee statt, 
bei einigen war die Zahl noch größer. 
B. Die Schlacht vom 14. Oktober 1806.2) 
Quelle: J. v. Borcke a. a. O. 
Am 13. Oktober gegen 5 Uhr abends setzte sich nun General von Rüchel mit 
seinem Korps in Marsch. Als zuvor die Gewehre geladen wurden, war der Ein- 
  
1) Für Artillerie (4 Geschütze, die dem Regiment zugeteilt waren) und für den Train 
führte ein Regiment zu 2 Bataillonen mit sich: 84 Zug--, 47 Reit-, 72 Zelter-, 90 Pack- 
pferde und 173 Knechte. 
2P Über Münden, Kassel und Eisenach marschierte das Regiment ins Gothaische, wo 
es bis Februar 1806, nachdem zwischen Osterreich und Frankreich Friede geschlossen war, 
blieb. Nun wurde es einer Armee von etwa 30000 Mann zugeteilt, die zur Besetzung 
Hannovers bestimmt war, und marschierte nach seiner Garnisonstadt Hannover. Nachdem 
diese im Lande Hannover weilenden preußischen Truppen zum Oberbefehlshaber den 
General von Rüchel erhalten hatten, mußten sie anfangs September 1806 Hannover 
verlassen, um abermals nach Thüringen zu marschieren, Napoleon entgegen. Das Marsch- 
ziel war zunächst Mühlhausen i. Th., von hier brach das Rüchelsche Korps am 6. Oktober 
auf und bezog am 11. Oktober zwischen Gotha und Erfurt Quartiere. Hier erhielt am 
lolgenden Tage das Korps die erste Nachricht von dem Gefecht bei Saalfeld und dem 
Tode des Prinzen Louis Ferdinand.
	        
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