Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Sobald die Forderung der Völker erfüllt sein wird, werden alle übrigen auf 
Recht und Billigkeit gegründeten Forderungen von selbst erfüllt werden; denn in 
einer repräsentativen Verfassung liegt die Bürgschaft, daß alle Wünsche der 
Nation alles Ernstes zur Sprache gebracht, daß die billigen und gerechten der— 
selben als solche anerkannt, daß Einleitungen und Anstalten gemacht werden, sie 
zur Wirklichkeit zu bringen. Wir brauchen sie hier nicht näher darzustellen, sie sind 
allgemein bekannt. Freiheit des Wortes, der Schrift und der Presse, Gleichheit 
vor dem Gesetze, Gleichheit der Abgaben und eine solche Ordnung der Verhältnisse 
zwischen den verschiedenen Ständen der Staatsbürger, nach welchen ein jeder der- 
selben nicht mehr und nicht weniger Vorrechte genießt, als deren er durch seine 
dem Staate geleisteten Dienste wert ist: dieses etwa sind die wichtigsten derselben. 
Man braucht diese Wünsche nur zu erwähnen, um die Notwendigkeit ihrer Er- 
füllung einzusehen, sowie das Ungerechte der Forderung, daß das Gegenteil der- 
selben bestehen oder wieder eingeführt werden solle, z. B. das Ungerechte, ja 
Lächerliche der Ansprüche eines gewissen Standes auf große Vorrechte und Frei- 
heiten. die ihm einst gegeben wurden für große Dienste, die er damals leistete, 
lang aber schon nicht mehr leistet, ja nicht einmal mehr leisten will und kann.. 
Wer das Bishergesagte ernstlich erwägt — und wir haben immer nur die 
Hauptsachen angedeutet — wird ohne Zweifel mit uns die Überzeugung teilen, 
daß in den europäischen Völkern zu dieser unserer Zeit eine große Masse 
zum Teil höchst gerechter Ansprüche und Wünsche lebt und wirkt, deren 
Erfüllung sie zuversichtlich und mit Sehnsucht erwarten, und welche sehr 
gefährliche Bewegungen hervorbringen kann und wird, wenn man 
nichts tun sollte, um sie, soviel möglich und billig ist, zu befriedigen. 
141. 
Wo ist Deutschland? 
Quelle: Heinrich Steffens, Was ich erlebte. Aus der Erinnerung 
niedergeschrieben. 
Fundort: Tim Klein a. a. O. S. 534. 
Wo ist jetzt das Deutschland, dem der Kampf galt? Alle jungen Krieger, 
darunter die vorzüglichsten, wurden Politiker. Wo ist das Deutschland, fragten sie, 
für welches zu kämpfen wir aufgefordert wurden? Es lebt in unserem Innern. 
Zeigt es uns, wo wir es finden, oder wir sind genötigt, es uns selbst zu 
suchen! 
Druck von Velhagen 4& Klasing in Bielefeld.
	        
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