er gab das Mahl auf dem Schlosse. Vor jedem Gange der Mahlzeit wurde mit
Posaunen und Pfeifen geblasen; es war Überfluß an gewürzten und vergoldeten
Gerichten, an Gebackenem und Gebratenem, und es wurde dazu welscher und
österreichischer Wein in goldenen und silbernen Gefäßen geschenkt. Vor dem Ende
des Mahles gedachte der Fürst milder Gabe, wie ihm geziemte. Man trug silberne
und goldene Becher als Ehrengeschenk auf; die goldenen erhielten zwei Ritter und
ein edler Knecht, die nach Wappenrecht zu den edelsten ihres Landes gehörten,
ein Holsteiner, ein Hesse und ein Pole. Außer ihnen empfingen die Herolde und
die fahrenden Leute ihre Becherlein. „Leert sie!“ rief man ihnen zu. „Gott
vergelt' es!“ Auch ich erhielt meinen Teil. Darauf wurde zehn Tage gerastet und
viel Hof gehalten. Auch der Meister gab nach dem alten Brauch das Hochmahl
auf dem Saale zu Königsberg
Darauf gebot man eine Reise in die Litau; denn darum waren wir aus
fernem Lande gekommen. Der Marschalk und die Führer verordneten, jeder mußte
sich auf reichlich drei Wochen mit Kost versorgen, die auf Pferden und Schiffen
fortgebracht werden sollte. Man sparte kein Geld und kaufte ein mehr, als not
war. Da brach der Meister auf und begann die Fahrt zu Ehren dem Oster-
reicher und der Gottesmutter. Das Heer zog durch Samland vor Insterburg
und zog von da bis an die Memel. Dies ist ein Wasser von der Breite eines
Bogenschusses; da stieg man auf die Schiffe, von denen 610 bereit waren. Die
Schiffer hatten schwere Arbeit von Mittag bis zur Vesperzeit, um mehr als 30000
Menschen überzusetzen und zu schwemmen. Dort ertranken nicht mehr von dem
Heere als drei Pferde und ein Krecht, die ließen wir dem Wasser zur Letze
(Scheidetrunk).
Das Heer war eifrig, an die Heiden zu kommen, und es waren da wohl
tausend Mann, welche mit den Axten den Weg räumten durch die Hecken in der
Wildnis; es ging über Graben und Feld, durch tiefes Wasser, Bruch und Bach. In
Ungarn ist man auf ebener Heide nicht so böse Fahrt gewöhnt. Großes Leid
tat uns Moos und Moor. Das Heer zog quer durch die Wustung; man saß auf
und stieg ab, zog hin und her; bald mußte das Roß hohe Sprünge machen, dann
mußte man durchschlüpfen und sich bücken; die Aste hielten manchen an seinem
Kragen fest; der Wind hatte viele große Bäume niedergerissen, und wir mußten
mit Gewalt über die Baumstämme, ob es wohl oder weh tat. In dem Gedränge
hörte man oft den Schrei: „Die Preußen überfallen uns!“ Pferde und Saum-
tiere, die mit Kost und Getränk beladen waren, wurden vorwärts gezerrt; mancher
ward wund, den man zu sehr quetschte; Knie und Bein wurden verstaucht. Da
hörte Spaß und Lachen auf; auch die Pferde wurden sehr verstaucht, und manches
mußte hinken.
So sank der Tag; die Nacht nahte, und man mußte auf Herberge denken;
aber gutes Gemach war dort nicht zu finden; die Pferde hatten nur Gras zu
fressen. So verbrachte man die Nacht; am Morgen früh aber eilte man fröhlich
in das Land der Heiden; man trieb die Rosse und rannte. Zuvorderst die Renn-
fahne Ragnit, nach Landessitte; darauf folgte St. Georgs Fähnel, dann das Panier
von Steierland, dann die reich gezierte Fahne des Meisters, dabei das Banner von
Osterreich. Viele Banner flederten in den Lüften; die stolzen Helden führten
Kränze und Straußenfedern auf ihren Helmen; wer einer edlen Frau in Minne-
dienst gesellt war, dem hatte ihre Gunst Kleinode von Gold, Silber, Edelstein und
Perlen geschenkt, die glänzten auf den Eisenhauben hell gegen die Sonne.