Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

— 50 — 
zurück und blieben zwischen dem Schlachtfelde und der genannten Stadt stehen. 
Wir hatten alle Ursache, Gott für den schönen glänzenden Sieg zu danken, den er 
uns mit seinem göttlichen Beistande über eine Armee verliehen hatte, die in vor- 
teilhafter Stellung war, aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie in einer Stärke 
von 11000 Mann bestand, und der wir nur Kavallerie von nicht ganz 6000 
Streitern entgegenstellen konnten. Es ist sehr merkwürdig, daß, als wir anfingen, 
die Feinde aus der Landwehr zu vertreiben, es zu regnen begann und ein sehr 
starker Nebel einsetzte, welcher anhielt, bis der Feind sich zurückzog; dann wurde 
es plötzlich das schönste Wetter von der Welt. 
Seine Durchlaucht begab sich nach dem Essen noch auf das Schlachtfeld, 
machte einen Rundgang bei den Truppen und bezog Nachtquartier in Linum. 
Dort erhielten wir die Nachricht, daß 1800 Infanteristen, welche von Berlin 
kamen, nur noch eine Meile von uns entfernt seien. Hätten wir sie am Morgen 
bereits gehebt, so hätten wir die ganze feindliche Armee gefangen oder getötet, 
welche diesem Schicksal nur entging, weil wir keine Infanterie hatten. Wir hatten 
alle acht Fahnen des Regiments Dalwig genommen und zwei Standarten, sowie 
ein dreipfündiges Geschütz. 
B. Siegesnachricht des Großen Kurfürsten am Abend der Schlacht bei Fehrbellin. 
Quelle: Schreiben des Großen Kurfürsten an den Prinzen Johann 
Georg von Anhalt.1) 
Fundort: Witzleben u. Hassel, Fehrbellin. Berlin 1875. Beilagen, S. 6. 
Durchlauchtiger Fürst, hochgeehrtter Herr Vetter, Schwager und Gevatter. 
Ew. Liebden thu ich hiemitt zu wissen, das ich heutte gegen 8 ahn den feindt 
gekommen, da ich selbigen in voller Battallie gefunden, welcher sich ahn seinem 
lincken flügell ahn einen Dorffe#) gesetzet, undt groß avantage gehatt, worauff 
ich resolviret habe, den feindt, welcher auff mich loßgangen, anzugreiffen, da es 
dann ein sehr harttes gefecht gegeben. Es hatt aber der hochste Gott mir die 
genahde gethan, das wir denselben aussem felde geschlagen, welcher sich aber 
wegen des morastes mit seiner inkanterie bis hin in Verrbellin retiriret, undt 
weill er 8 brigaden zu fusse gehabt, haben theils meine reutter nicht das Ihrige 
gethan, worüber ich inquiriren lassen, undt selbigen den proces machen lassen 
werde, 8 Fahnen 2 estandarten und ein stücks) hab ich bekommen, was für ge- 
sangene weiß ich noch nicht, weill wenig quarttier gegeben worden. Der feindt 
hatt viell volck und fürnehme okficir verlohren, man sagt, daß Walmer Frangell#), 
Wittenberger, wie auch der Obrister Axel Wachtmeister und sein bruder sein ge- 
blieben. Wo der feindt die brücke nicht diese nacht macht, gehe ich auff Cremmen, 
wo selbige aber ferttig, werde ich es noch eins mitt ihn wagen, Gott gebe zu 
glück. In dessen gnedigen schutz dieselbe ich hiemitt befelle, und verbleibe Allzeit 
Ew. Liebden 
Linum den 18. Juny Dienstwilliger Vetter 
Ao. 1675. Schwager und Gewatter 
Friedrich Wilhelm, Churfürst. 
1) Der Prinz Johann Georg von Anhalt war der Schwager des Kurfürsten und Statt- 
halter in der Mark. — Das Original des Schreibens befindet sich im Herzoglich Anhaltischen 
Staatsarchiv. 2) Hakenberg. 2) Kanone. 4) Waldemar Wrangel.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.