Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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schieden tief bewegt! Was ich alles empfand, nachdem ich ihn vor drei Jahren im 
Kulminationspunkt gesehen habe, kann ich heute nicht beschreiben! Von diesem 
Rendezvous beritt ich von ½3—½8 Uhr die ganze Armee um Sedan! Den 
Empfang der Truppen, das Wiedersehen des dezimierten Gardekorps, das alles 
kann ich heute nicht beschreiben; ich war tief, tief ergriffen von so viel Beweisen 
der Liebe und Hingebung!!! Es war unbeschreiblich! — Die Armee, welche 
kapituliert, ist 60—70000 Mann, viele 100 Kanonen und unzähliges Material! 
Der Gefangenentransport ist eine wahre Kalamität. Am 31. und 1. hat Man- 
teuffel zwei energische Ausfälle aus Metz brillant zurückgeschlagen. Nun Adien 
mit bewegtem Herzen am Schluß eines solchen Briefes!!! Dein W. 
Ich überlasse Dir, was Du aus diesen Erzählungen veröffentlichen willst. 
Jedenfalls sind die Details des Rendezvous auszuschließen und einfach zu sagen, 
daß der Besuch ¼ Stunde dauerte, und daß beide Monarchen sehr bewegt über 
dieses Wiedersehen gewesen schienen. Auch die Details über Biemarcks erste 
Entrevue sind nur allgemein zu erzählen. 
58. 
Das Programm der neuen französischen Regierung. 
September 1870. 
1. Quelle: Aufruf an das französische Volk vom 4. September 1870. 
6 Fundort: Aegidi und Klauhold a. a. O. Bd. 19. Nr. 4101. 
Francaisl — Le Peuple a devancé la Chambre, qui hésitait. Pour sauver la 
Patrie en danger, il a demandé la République. 
II a mis ses représentants non au pouvoir, mais au péril. 
La République a vaincu P’invasion en 1792; la République est proclamée. 
La Révolution est faite au nom du droit, du salut public. 
Citoyens, veillez sur la Cité qui vous est confiée; demain vous serez, avec 
T’armee, les vengeurs de la Patrie! 
2. Quelle: Rundschreiben des Ministers des Auswärtigen, Jules Favre, 
an die Vertreter Frankreichs bei den neutralen Regierungen vom 
6. September 1870 (Französisch). 
Übersetzung: Paul von Elpons, Tagebuch des Deutsch-französischen Krieges 1870/71. Saarbrücken o. J. 
S. 485 und 486. 
.. Befreit von der Schande und der Gefährlichkeit einer Regierung, welche 
alle ihre Pflichten verriet, begreift jeder, daß der erste Akt dieser endlich wieder 
eroberten Volkssouveränität darin besteht, sich selbst zu bezwingen und seine Kraft 
in der Achtung des Rechts zu suchen. Außerdem drängt die Zeit: der Feind ist 
vor unseren Toren; wir haben nur einen Gedanken, ihn aus unserem Gebiet zu 
verjagen. Wir sind es nicht, welche diese Pflicht, deren wir uns entschlossen unter- 
ziehen, Frankreich auferlegt haben; sie würde demselben nicht obliegen, wenn unsere 
Stimme gehört worden wäre. Wir haben energisch, selbst um den Preis unserer 
Popularität, die Politik des Krieges von uns gewiesen 
.. Die kaiserliche Regierung, die seit lange schon ihre Interessen von denen 
des Volkes getrennt hatte, hat diese Politik verworfen. Wir nehmen sie wieder 
auf in der Hoffnung, daß Frankreich, durch die Erfahrung belehrt, die Weisheit
	        
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