Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Die deutsche Flotte, eine Bürgschaft des Friedens. 
Quelle: Bd. 1. Bernhard Fürst von Bülow, Deutsche Politik. 
Berlin 1914. S. 22. 
Die Ergänzung unserer Wehrmacht durch die Flotte bedeutet bei richtig ge- 
leiteter auswärtiger Politik eine vermehrte und verstärkte Friedensgarantie. Wie 
die Armee die mutwillige Störung der kontinental-politischen Wege Deutschlands 
verhindert, so die Flotte die Störung unserer weltpolitischen Entwicklung. So- 
lange wir die Flotte nicht hatten, waren unsere gewaltig anwachsenden welt- 
wirtschaftlichen Interessen, die zugleich unveräußerliche nationalwirtschaftliche 
Interessen sind, die freie Angriffsfläche, die das Deutsche Reich seinen Wider- 
sachern bot. Als wir diese Blöße deckten, den Angriff auf das Reich auch zur See 
zu einem Wagnis für jeden Gegner machten, schützten wir nicht nur den eigenen, 
sondern mit ihm den europäischen Frieden!1). 
98. 
Die Chinawirren. 
19001901. 
Quelle: Ansprache des Kaisers an das erste Expeditionskorps für China 
« am 2. Juli 19002). 
Fundort: Johs. Penzler a. a. O. Bd. 2. S. 205—207. 
Mitten in den tiefsten Frieden hinein, für mich leider nicht unerwartet, ist die 
Brandfackel des Krieges geschleudert worden. Ein Verbrechen, unerhört in seiner 
Frechheit, schaudererregend durch seine Grausamkeit, hat meinen bewährten Ver- 
treter getroffen und dahingerafft. Die Gesandten anderer Mächte schweben in 
Lebensgefahr, mit ihnen die Kameraden, die zu ihrem Schutze entsandt waren. 
Vielleicht haben sie schon heute ihren letzten Kampf gekämpft. Die deutsche Fahne 
ist beleidigt und dem Deutschen Reiche Hohn gesprochen worden. Das verlangt 
exemplarische Bestrafung und Rache. 
Die Verhältnisse haben sich mit einer furchtbaren Geschwindigkeit zu tiefem 
Ernste gestaltet und, seitdem ich Euch unter die Waffen zur Mobilmachung be- 
rufen, noch ernster. Was ich hoffen konnte, mit Hilfe der Marine-Infanterie 
wieder herzustellen, wird jetzt eine schwere Aufgabe, die nur durch geschlossene 
Truppenkörper aller zivilisierten Staaten gelöst werden kann. Schon heute hat 
der Chef des Kreuzergeschwaders mich gebeten, die Entsendung einer Division in 
Erwägung zu nehmen. 
1) Vgl. hierzu die Begründung des Flottengesetzes von 1900, wo es heißt: Deutsch- 
land muß eine so starke Schlachtflotte haben, daß ein Krieg auch für den seemächtigsten 
geseue mit derartigen Gefahren verbunden ist, daß seine eigene Machtstellung in Frage 
gestellt wird. 
:) Noch ehe das erste Expeditionskorps sich nach China eingeschifft hatte, kam am 
2. Juli die Bestätigung der Nachricht, daß der deutsche Gesandte in Peking ermordet 
worden sei. Das Kaiserpaar war an diesem Tage in Wilhelmshaven eingetroffen und 
begab sich in Begleitung des Prinzen Rupprecht von Bayern sofort auf den Torpedo- 
Exerzierplatz, wo das Expeditionskorps — schon in Khakianzügen — in Parade aufgestellt 
war. Unter dem frischen Eindruck der trüben Nachrichten richtete der Kaiser die hierher- 
gesetzte Ansprache an die Truppen.
	        
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