Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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letzten Rest seiner Widerstandskraft zu rauben; wie ein halb zu Tode gehetztes Wild war 
er von Wasserstelle zu Wasserstelle gescheucht, bis er schließlich willenlos ein Opfer 
der Natur seines eigenen Landes wurde. Die wasserlose Omaheke sollte, vollenden, 
was die deutschen Waffen begonnen hatten: die Vernichtung des Hererovolkes. 
Fast übermenschlich waren die Anstrengungen und Entbehrungen, die diese 
rastlose Verfolgung, bei der die Truppen ihr Letztes hergeben mußten, auferlegte, 
zumal die Mannschaften zum größten Teil nicht mehr beritten waren; groß waren 
auch die Opfer, die nicht die Waffen des Feindes, wohl aber der mit erneuter 
Heftigkeit ausbrechende Typhus forderte. Die Bewunderung und Anerkennung 
für die große Tatkraft der Führung, sowie die unvergleichliche Hingabe, Ausdauer 
und Opferwilligkeit der Truppen gab der Chef des Generalstabes der Armee, 
Generaloberst Graf von Schlieffen, Ausdruck, indem er dem General von Trotha 
telegraphierte: „Hier ist alles voll Bewunderung für die außerordentlich energische 
und erfolgreiche Verfolgung unter so schwierigen Verhältnissen ..... 
Da größere Unternehmungen deutscher Truppen im Sandfelde zu dieser 
trockenen Jahreszeit völlig ausgeschlossen waren, beschloß General von Trotha das 
ganze Gebiet der Omaheke im Westen und Südwesten abzusperren 
Der Oberbefehl über sämtliche Absperrungstruppen wurde dem Major 
von Mühlenfels übertragen. General von Trotha selbst begab sich mit seinem 
Stabe nach Windhuk, um demnächst den Oberbefehl im Süden zu übernehmen, 
wo den deutschen Truppen durch den überraschenden Ausbruch des Hottentotten— 
aufstandes eine neue, schwere Aufgabe erwachsen war. Ebendorthin wurden alle 
im Norden entbehrlichen Truppen unter Oberst Deimling in Marsch gesetzt. 
Die das Sandfeld absperrenden Abteilungen unternahmen mit Patrouillen 
unausgesetzt kleinere Streifzüge in die Omaheke und stöberten hierbei vereinzelte, 
sich der Absperrungslinie nähernde Banden auf; sie stellten immer von neuem 
fest, daß sich größere Massen Hereros in erreichbarer Entfernung von den deutschen 
Truppen nicht befanden . . . Die Masse des Volkes mußte mithin bei der Flucht 
durch die Omaheke zugrunde gegangen sein. Auf englisches Gebiet sind im ganzen 
wenig über 1000 entkommen. Unter Kontrolle befanden sich dort nur 1275 farbige 
Flüchtlinge, unter ihnen einige Führer, wie Samuel Maharero, der am Ngamisee 
im Britisch-Betschuanaland Zuflucht gefunden hatte. Ganz gering ist die Zahl der 
zu den Ovambos entkommenen Hereros, und den Anschluß an die Hottentotten 
im Namaland hatten nur Banden von einigen hundert Hereros gefunden 
Über das erschütternde Schicksal, das die Masse des Volkes gefunden hatte, ent- 
halten die Berichte der deutschen Patrouillenoffiziere geradezu schaurige Einzelheiten. 
So berichtete der Oberleutnant Graf Schweinitz: 
„Eine . . Fußpad, neben welcher Menschenschädel und Gerippe und Tausende 
gefallenen Viehes, besonders Großvieh, lagen, bezeichnete den Weg, den an- 
scheinend die nach Nordosten entwichenen Hereros genommen haben. 
Besonders in den dichten Gebüschen am Wege, wo die verdurstenden Tiere 
wohl Schutz vor den versengenden Strahlen der Sonne gesucht hatten, lagen die 
Kadaver zu Hunderten dicht neben= und übereinander. An vielen Stellen war in 
15—20 m tiefen, aufgewühlten Löchern vergeblich nach Wasser gegraben .. Alles 
läßt darauf schließen, daß der Rückzug ein Zug des Todes wawl 
„Die mit eiserner Strenge monatelang durchgeführte Absperrung des Sand- 
feldes,“ heißt es im Bericht eines anderen Mitkämpfers, ,vollendete das Werk der 
Vernichtung. Die Kriegsberichte des Generals von Trotha aus jener Zeit enthielten
	        
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