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3. Quelle: Hindenburgs Meldung an den Kaiser über die Herbstschlacht
in Masuren.
Fundort: Kriegsdepeschen. Bd. 1. S. 97.
Großes Hauptquartier, 14. September.
General von Hindenburg telegraphierte an Seine Majestät: Die Wilnaer
Armee — II., III., IV., XX. Armeekorps, 3. und 4. Reservedivision, fünf
Kavalleriedivisionen — ist durch die Schlacht an den Masurischen Seen und die sich
daran anschließende Verfolgung vollständig geschlagen.
Die Grodnoer Reservearmee — XX II. Armeekorps, Rest des VI. Armeekorps,
Teile des III. sibirischen Armeekorps — hat in besonderem Gefecht bei Lyck schwer
gelitten. Der Feind hat starke Verluste an Toten und Verwundeten. Die Zahl
der Gefangenen steigert sich. Die Kriegsbeute ist außerordentlich. Bei der Front-
breite der Armee von über 100 Kilometern, den ungeheuren Marschleistungen
von zum Teil 150 Kilometern in vier Tagen, bei den sich auf dieser ganzen Front
und Tiefe abspielenden Kämpfen kann ich den vollen Umfang noch nicht melden.
Einige unserer Verbände sind scharf ins Gefecht gekommen. Die Verluste sind
aber doch nur gering. Die Armee war siegreich auf der ganzen Linie gegen einen
hartnäckig kämpfenden, aber schließlich fliehenden Feind. Die Armee ist stolz
darauf, daß ein kaiserlicher Prinzu) in ihren Reihen gekämpft und geblutet hat.
gez. Hindenburg.
120.
Der Kaiser in Lyck.
14. Februar 1915.
Quelle: Amtliche Darstellung aus dem Großen Hauptgquartier.
Fundort: Kriegsdepeschen. Bd. 2. S. 428 und 429.
Während aus der Gegend von Tilsit die Truppen des Generalobersten
von Eichhorn bei Schnee und Eis in Gewaltmärschen auf Suwalki und Sejny
marschierten und der rechte deutsche Heeresflügel sich über Grajewo auf Augustow
Bahn brach, hatte die Mitte der Truppen des Generals von Below mehrtägige
Kämpfe in der Gegend von Lyck durchzuführen. Begünstigt durch die natürliche
Verteidigungsfähigkeit der Masurischen Seen, setzte sich der Feind in den künstlich
verstärkten und größtenteils mit Drahthindernissen versehenen Engen hartnäckig
zur Wehr. Hier wollte er sich um jeden Preis behaupten, um der Masse seiner
Armee die Durchführung des Rückzuges auf Suwalki und Augustow zu ermöglichen
Diese Kämpfe um Oyck spielten sich vor den Augen des allerhöchsten Kriegs-
herrn ab. Der Kaiser war am 13. Februar in Lötzen eingetroffen, um zunächst
jene Stellungen zu besichtigen, die die deutschen Truppen — vorwiegend Land-
sturm und Landwehr — in ununterbrochenen drei Monate langen Kämpfen erfolg-
reich verteidigt hatten. Am Nachmittag traf er dann auf der Höhe westlich des
1) Prinz Joachim, der jüngste Kaisersohn, der als Ordonnanzoffizier auf dem Schlacht-
felde tätig war, erhielt einen Fleischschuß durch den rechten Oberschenkel. Er war bald
wieder hergestellt.