Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Entwicklung der Operationen auf den Kriegsschauplätzen, sowohl auf der Front 
gegen Frankreich und Belgien, als auf der Front gegen Italien, Serbien und 
Rußland, erkennt man täglich deutlicher, daß der Sieg sich auf die Seite Deutsch- 
lands und Osterreich-Ungarns neigt. Unter diesen Umständen wird Bulgarien gegen 
sich selbst ein Verbrechen begehen, es wird einfach Selbstmord begehen, wenn es 
nicht mit den Zentralmächten hält, weil nur diese es sind, die es uns ermöglichen 
können, unsere Hoffnungen auf eine Vereinigung des bulgarischen Volkes zu ver- 
wirklichen. 
129. 
Unser Kampfziel bei Verdun. 
Quelle: Mitteilung des Großen Hauptgquartiers. 
Fundort: Hannoverscher Kurier vom 24. Oktober 1916 (Abendausgabe). Nr. 32 741. 
Die Bedeutung und die Eigenart der Kämpfe um Verdun ist unmittelbar 
bedingt durch die strategische Lage der Festung. Das großangelegte System von 
befestigten Stützpunkten, welches Frankreich zur Sicherung seiner Ost= und Nord- 
ostfront vor seine Hauptstadt gelagert hat, zieht sich von Belfort über Epinal und 
Toul nach Verdun, mit der Front nach Nordosten. Bei Verdun biegt es nach 
Westen um und zieht sich über die Hauptstützdunkte Reims und Laon bis zu den 
Sicherungen des Oisetales bei la Fère. Die letzteren beiden Stützpunkte sind in 
unseren Händen, im übrigen ziehen sich unsere Schützengräben im flachen Bogen 
um diese Sperrlinie herum, die sie nur bei St. Mihiel durchbrochen haben. Verdun 
bildet den nordöstlichen Eckpfeiler dieses ganzen Verteidigungssystems. 
Aber in dieser wichtigen Bedeutung Verduns für die Verteidigung Frankreichs 
liegt nicht die alleinige, ja nicht einmal die hauptsächlichste Bedeutung des Platzes. 
Zu einer noch wesentlich wichtigeren Rolle mußte Verdun in dem Augenblick be- 
rufen sein, wo unsere Feinde es unternahmen, von der Verteidigung zum Angriff 
überzugehen. Denn in diesem Augenblick wurde Verdun das eigentliche Ausfalltor 
Frankreichs gegen Deutschland. Der Vorstoß, welchen die Franzosen immer wieder 
vergeblich versucht hatten, um den zurückgebogenen Teil unserer Westfront zu 
durchstoßen und damit in den Rücken unserer in Belgien und Nordfrankreich 
kämpfenden Truppen zu gelangen, sollte von Verdun aus erneuert werden. Von 
dieser Stelle aus hätte er neben der strategischen Bedrohung des nördlichen und 
des Mittelstückes unserer Westfront zugleich die wirtschaftlich höchst bedeutungsvolle 
Nebenwirkung gehabt, daß er schon in seinem Beginne die Aussicht bot, die wert- 
vollen Kohlen= und Erzgebiete von Briey zurückzuerobern, deren Verlust für die 
Franzosen seinerzeit ebenso peinlich gewesen war, wie ihre Wiedergewinnung im 
höchsten Grade erwünscht sein mußte. Im weiteren Verlauf hätte dann der Vor- 
stoß von Verdun aus die Festung Metz getroffen, deren Überrennung zugleich die 
Möglichkeit bot, die durch sie gedeckten deutsch-lothringischen Stahlindustriegebiete 
und damit vitale Teile unserer deutschen Kriegsindustrie zu entreißen. 
Für die Erreichung dieses strategisch wie kriegswirtschaftlich gleich bedeutungs- 
vollen Zieles bot die Festung Verdun eine ganz eigenartig günstige Operations- 
basis. Zunächst sicherte Verdun mit seinem breiten Fortgürtel, der noch dazu durch 
einen weit vorgeschobenen Kranz von vorzüglich gelegenen neuausgebauten Feld- 
befestigungen erweitert worden war, die Übergänge der wichtigsten von Paris nach 
Metz führenden Straßen und Eisenbahnen und diente also als Brückenkopf für die
	        
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