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bracht und kommen gut zu Schuß. Detonationen werden gehört. Eine Flottille
verliert eines ihrer Boote durch schweren Treffer. Ein feindlicher Zerstörer wird,
durch einen Torpedo getroffen, sinkend gesehen.
Nach diesem heftigen Stoße mitten in den überlegenen Feind hinein ver-
lieren die Gegner einander in Rauch und Pulverqualm aus Sicht. Als das Ar-
tilleriegefecht dabei kurze Zeit vollkommen verstummt, setzt der Flottenchef alle
zur Verfügung stehenden Kräfte zu einem neuen Stoße an. Den Panzerkreuzern,
die mit Flottillen-Geleitkreuzern und Torpedobooten wieder an der Spitze stehen,
schlägt bald nach 9 Uhr aus dem Dunstschleier heftiges Feuer entgegen, das sich
kurz darauf auch wieder auf die vorderste Division des Spitzengeschwaders legt.
Die Panzerkreuzer werfen sich jetzt mit rücksichtslosem Einsatz, höchste Fahrt
laufend, zum Heranbringen der Torpedoboote auf die feindliche Linie. Ein dichter
Geschoßhagel überschüttet sie auf ihrem ganzen Wege vorwärts.
Der Sturm wird bis auf 6000 m herangetragen. Mehrere Flottillen brechen
zum Torpedoangriff vor und verschwinden bald im dichten Qualm. Sie kommen
zu Schuß und kehren, trotz schwerster Gegenwirkung, mit dem Verluste nur eines
Bootes zu ihrem Geleitkreuzer zurück.
In der von Geschützgualm und Schornsteingeruch erfüllten Luft reißt nach
diesem zweiten wuchtigen Stoße der erbitterte Feuerkampf abermals ab.
Der ersten Angriffswelle unserer Torpedoboote folgt wenig später eine zweite.
Sie durchbricht die Qualmwolke und findet das feindliche Gros nicht mehr vor. Nur
in nordöstlicher Richtung wird noch eine große Zahl Kleiner Kreuzer und Zerstörer
bemerkt. Auch als der Flottenchef die Kampflinie etwa in gleicher Ordnung auf
südlichem und südwestlichem Kurse, auf dem der Feind zuletzt gesehen worden ist,
entwickelt und heranführt, wird der Gegner nicht mehr angetroffen. Wohin er vor
dem vorbereiteten dritten Stoße ausgewichen ist, kann nicht festgestellt werden.
Mit dem Verstummen der Geschütze um 9 Uhr 30 abends kann man die
Tagschlacht als beendet ansehen. Das materielle Ergebnis des dritten Abschnittes
ist auf seiten des Gegners der Verlust eines seiner neuesten Linienschiffe der
„Queen Elizabeth“-Klasse, eines Schlachtkreuzers vom „Invincible“-Typ, dreier
Panzerkreuzer — „Defence", „Black Prince" und „Warrior“ —, eines Kleinen
Kreuzers und von wenigstens zwei Zerstörern. Andere Schiffe, darunter eins der
„Queen Elizabeth“-Klasse und das Linienschiff „Marlborough“, zwei Kleine Kreuzer
und mehrere Zerstörer, haben erhebliche Beschädigungen erlitten. Auf unserer Seite
werden zwei Torpedoboote versenkt. „Wiesbaden“ bleibt auf dem Kampfplatz
liegen und sinkt später. Der Panzerkreuzer „Lützow“ wird gefechtsunfähig. Schon
nach dem lediglich materiellen Maßstabe gemessen, schließt dieser Gefechtsabschnitt
der Tagschlacht mit einem vollen Erfolge unserer Waffen.
132.
Das Eingreifen Rumäniens.
27. August 1916.
Quelle: Reichstagsrede des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg
vom 28. September 1916.
Fundort: Hannoverscher Kurier vom 29. September 1916 (Morgenausgabe). Nr. 32964.
Unsere Beziehungen zu Rumänien vor dem Kriege beruhten auf einem Bünd-
nisvertrage, der, zunächst nur zwischen Rumänien und Osterreich-Ungarn ab-