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ihres Vaterlandes willen schmerzliche, die Volkskraft gefährdende Entbehrungen zu
erdulden. So häuft britische Herrschsucht kaltherzig die Leiden der Welt, un-
bekümmert um jedes Gebot der Menschlichkeit, unbekümmert um die), Proteste der
schwergeschädigten Neutralen, unbekümmert selbst um die stumme Friedenssehn-
sucht bei den Völkern der eigenen Bundesgenossen. Jeder Tag, den das furcht-
bare Ringen andauert, bringt neue Verwüstungen, neue Not und neuen Tod.
Jeder Tag, um den der Krieg abgekürzt wird, erhält auf beiden Seiten Tausenden
tapferen Kämpfern das Leben und ist eine Wohltat für die gepeinigte Menschheit.
Die Kaiserliche Regierung würde es vor ihrem eigenen Gewissen, vor dem
deutschen Volke und vor der Geschichte nicht verantworten können, wenn sie
irgendein Mittel unversucht ließe, das Ende des Krieges zu beschleunigen. Mit
dem Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten hatte sie gehofft, dieses Ziel
durch Verhandlungen zu erreichen. Nachdem der Versuch zur Verständigung von
den Gegnern mit verschärfter Kampfansage beantwortet worden ist, muß die
Kaiserliche Regierung, wenn sie dem höheren Sinne der Menschheit dienen und
sich an den eigenen Volksgenossen nicht versündigen will, den ihr von neuem auf-
gezwungenen Kampf ums Dasein nunmehr unter vollem Einsatz aller Waffen
fortführen. Sie muß daher auch die Beschränkungen fallen lassen, die sie sich
bisher in der Verwendung ihrer Kampfmittel zur See auferlegt hat..
Indem ich wegen der Einzelheiten der geplanten Kriegsmaßnahmen zur See
auf die anliegende Denkschrift bezugnehmen darf, darf ich gleichzeitig der Er-
wartung Ausdruck geben, daß die amerikanische Regierung amerikanische Schiffe
vor dem Einlaufen in die in der Anlage beschriebenen Sperrgebiete und ihre
Staatsangehörigen davor warnen wird, den mit Häfen des Sperrgebietes ver-
kehrenden Schiffen Passagiere oder Waren anzuvertrauen.
2. Quelle: Denkschrift zur obigen Note.
Fundort: Hannoverscher Kurier vom 1. Februar 1917. (Morgenausgabe.) Nr. 32919.
Vom 1. Februar 1917 ab wird in den nachstehend bezeichneten Sperrgebieten
um Großbritannien, Frankreich und Italien herum und im östlichen Mittelmeer
jedem Seeverkehr ohne weiteres mit allen Waffen entgegengetreten werdent).
Neutrale Schiffe, die die Sperrgebiete befahren, tun dies auf eigene Gefahr.
Wenn auch Vorsorge getroffen ist, daß neutrale Schiffe, die am 1. Februar auf
der Fahrt nach Häfen der Sperrgebiete sind, während einer angemessenen Frist
geschont werden, so ist doch dringend anzuraten, daß sie mit allen verfügbaren
Mitteln gewarnt und abgeleitet werden.
Neutrale Schiffe, die in Häfen der Sperrgebiete liegen, können mit gleicher
Sicherheit die Sperrgebiete noch verlassen, wenn sie vor dem 5. Februar aus-
laufen und den kürzesten Weg in freies Gebiet nehmen.
Der Verkehr der regelmäßigen amerikanischen Passagierdampfer kann un-
behelligt weitergehen, wenn
a) Falmouth als Zielhafen genommen wird;
b) auf dem Hin= und Rückwege die Scillys, sowie ein Punkt 50 Grad Nord
20 Grad West angesteuert wird — auf diesem Wege werden keine deutschen
Minen gelegt werden —;
1) Es folgt jetzt eine genaue Beschreibung der beiden Sperrgebiete, von denen das
d gie Gewässer um England und Frankreich, das andere fast das ganze Mittelmeer
umfaßt.